𝕿𝖔𝖙𝖊𝖓𝖇𝖚𝖗𝖌 – 𝖅𝖜𝖎𝖊𝖌𝖊𝖘𝖕𝖗𝖆𝖊𝖈𝖍

Eine Kapelle, so kontrovers und zeitgleich so unentbehrlich für die deutsche Schwarzmetall-Landschaft – Totenburg.

Heute haben wir die Gelegenheit mit H.R. zu sprechen, der mit seinen Antworten Totenburg repräsentieren wird. Besten Dank an dieser Stelle, für deine Zeit.

Ohne Umschweife, Totenburg ist eine der ältesten deutschen Black Metal Formationen – plaudere doch mal aus dem Nähkästchen, wie kam es zur Gründung, welche Beweggründe standen dahinter und wie definiert sich die Geschichte, bis heute?



𝕳.𝕽.:

Grüße,

Totenburg wurde im Winter 1997/98 gegründet, die damaligen Bandmitglieder spielten schon vorher in der einen oder anderen Gruppe, mehr oder weniger erfolgreich, Ragnare und ich kamen von der aufgelösten BM-Gruppe Mendez. Set und Rune, von Bifrost.

Auch möchte ich mal klarstellen, dass die Band Totenburg auch schon immer Totenburg hieß und nicht (wie fälschlicherweise behauptet und geschrieben wird) „Peststurm“, denn das ist völliger Unsinn und entsprach und entspricht einfach nicht der Wahrheit.

Der Grund für die Bandgründung war ganz einfach, wir trafen uns damals regelmäßig auf Konzerten und da wir miteinander gut klar kamen und die selben Ansichten teilten, was Black Metal betraf, gründeten wir Totenburg. Wir wollten einfach zusammen Musik machen – und zwar die, die uns am Herzen lag und textlich das vertonen, was uns damals auf der Seele brannte, so einfach war/ist das damals gewesen.

Folgende Tonträger wurden seit 1998 veröffentlicht:

Peststurm Demo 1998
Weltmacht oder Niedergang Album 1999
Winterschlacht Album 2002
Ewiges Reich / Totenburg Split Ep 2003
Antiphrasis / Totenburg – Schlachten der Ehre / Mit uns das Blut Split Album 2003
Pestpogrom Album 2004
Art und Kampf Mini Album 2005
Mit uns das Blut – der Tod mit euch (Totenburg Song von der Split mit Antiphrasis) 2005
Totenburg / Menneskerhat – Waffenbrüder Split 2006
Der Stürmer / Totenburg – Si Vis Pacem Para Bellum Split Album 2007
Satanic Warmaster / Totenburg Majesty of Wampyric Blood / Leichenfeuer Split Ep 2009
Endzeit Album 2009
Live in Jaucha Video 2011
Sturm des Krieges Compilation Album 2018
Wehrhammer / Totenburg – Sterben für das Blut / Keine Ewigkeit Split 2018
Jenseits des Grabes Album 2019
Untot Mini Album 2021

Sturm des Krieges Cover

– plus noch den einen oder anderen Sampler Beitrag!


𝕲.𝕺.𝕾.𝕭.:

17 Veröffentlichungen seit 1998 – das ist ein ordentliches Sammelsurium an musikalischer Leistung. Darunter fünf Alben, soweit ich mich recht entsinne. Wie würdet ihr, wie würdest du, die musikalische Entwicklung Totenburgs bewerten? Inwieweit hat sich das spielerische Niveau geändert, die Texte, die Konzepte?

𝕳.𝕽.:

Die musikalische Weiterentwicklung ist ja mehr als hörbar, nimm dir das „Peststurm“-Demo von 1998 und jetzt mal „Untot“ von 2021, das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht.

Wenn wir uns nicht weiterentwickelt hätten bzw. wenn es keinerlei Entwicklung gäbe, sei es spielerisch, textlich oder von den Kompositionen her, könnten wir die Band zu Grabe tragen, denn was will man schon mit einem tot gerittenem Pferd!?

Wer sich nicht weiter entwickeln kann oder will, wird früher oder später einfach mal an seine Grenzen kommen und eben nichts vernünftiges neues auf die Beine stellen.

Es gibt doch nichts langweiligeres als eine Band, die sich ständig wiederholt und die gleiche Musik produziert und somit auf der Stelle tritt.

Ich zum Beispiel habe keinen Bock, mir ständig das „gleiche“ Album einer Gruppe anzuhören, obwohl es das neuste Album der Band XYZ ist. Es schaut zwar anders aus, die Texte sind auch nicht dieselben, aber die Musik ist ständig die gleiche, da gibt es so einige Bands da draußen, die das recht erfolgreich praktizieren. Der Erfolg sei ihnen damit gegönnt, aber als Musiker kann das nicht die Erfüllung sein, so sehe ich das Ganze. Denn wer braucht denn schon sowas? Richtig, kein Schwein – oder eben Musiker, die es einfach nicht besser können.

Bei uns ist es einfach so, dass wir immer versuchen, musikalisch einen Schritt nach vorn zu machen und Musik zu veröffentlichen, die uns ausschließlich persönlich zusagt, egal ob musikalisch oder textlich, was uns nicht gefällt, kommt nicht raus.

Da wurden schon so einige Riffs und Parts aus Liedern in die „Mülltonne“ geklopft, die waren zwar ganz gut, aber eben nicht zu 100% das was wir wollten, also wurden sie nicht genutzt.

Und was andere von unserer Musik und den Texten halten ist uns schon immer gleich gewesen. Wer meint, es besser zu können, soll das bitte schön machen – ansonsten kann und darf er ganz gepflegt mal die Fresse halten.


𝕲.𝕺.𝕾.𝕭.:

Innerhalb der Kapelle gab es, in all den Jahren, sicher auch strukturelle Veränderungen, was wurde geändert und warum?

𝕳.𝕽.:

Es ist, wie es ist, wir sind hier nicht auf dem Kindergeburtstag mit Ponyreiten und T(K)opf (ab)schlagen. Besetzungswechsel gab es, wie in anderen BM-Gruppen, auch bei uns, dass ist ja jetzt nichts weltbewegendes oder außergewöhnliches.

Seit dem Album „Jenseits des Grabes“ spielen R.D. und I.G. als feste Gitarristen bei uns, sie sind mehr als eine Bereicherung für die Band, was man ja hören kann.

Zu allen anderen Ex-Band-Mitgliedern haben wir nichts zu sagen. Es waren bandinterne Entscheidungen; nur so viel: manche Personen sind aus freien/persönlichen Stücken gegangen, andere sind gegangen worden und ein Wie/Was/Warum geht keinen außerhalb der Band etwas an.


𝕲.𝕺.𝕾.𝕭.:

Musikalisch ist unverkennbar ein Reifeprozess wahrnehmbar, was hat sich dagegen nicht verändert, also konkreter gefragt, welchen Prinzipien bleibt ihr unbeirrt treu, was soll sich keinesfalls ändern?

𝕳.𝕽.:

Totenburg wird immer Totenburg bleiben, wir reifen zwar musikalisch und textlich, aber wir haben immer noch unseren eigenwilligen Stil, das wird auch weiterhin so bleiben.


𝕲.𝕺.𝕾.𝕭.:

Totenburg hat, innerhalb der BM „Szene“ einen gewissen „Ruf“, der nicht zuletzt auch den thematischen Auslegungen, der ersten Alben geschuldet ist. Wird es diesbezüglich künftig noch einmal ähnlich veranlagte Werke geben oder ist das jetzt eher „Geschichte“?

𝕳.𝕽.:

Was denn nur immer für einen „gewissen Ruf“?!

Ich kann dieses Gelaber (egal, von wem es auch kommen mag) nicht mehr hören. Wir sind eine verdammte Black Metal Band und wir lassen uns von niemandem diktieren, was wir machen dürfen/sollen und was nicht! Wem das nicht passt, was wir tun, der darf sich gern seine Selbstgefälligkeit und Selbstgerechtigkeit anal einführen und sich, für sich selbst, einen schönen Baum, zum Schaukeln im Wind suchen.

Wir haben uns noch vor niemandem, für unsere Musik/unsere Texte gerechtfertigt und werden das auch nicht tun! Totenburg verarbeitet textlich das, was wir verarbeiten wollen und das, was wir für richtig erachten, da muss ich niemanden um Erlaubnis bitten, so einfach ist das.

Wenn wir (für wen auch immer) thematisch zu „hart“ sind oder jemandem die Themen, die wir verwenden, nicht in sein Weltbild passen und er damit ein Problem hat: gut so, dann höre dir unsere Musik und Texte nicht an und wir haben so ein „Problem“ und einen Vollmongo weniger um das/den wir uns kümmern müssten.

Es gibt für uns auch keinen Grund, nochmal etwas in Richtung alter Werke zu veröffentlichen, es wurde doch alles gesagt, was diesbezüglich gesagt werden musste. Das kann man ja auf den alten Totenburg-Veröffentlichungen sehr gut hören, also muss ich mich nicht wiederholen, es gibt doch noch diese alten Alben und die Texte bzw. das Gesungene verschwindet ja nicht auf einmal wie durch einen Zaubertrick. Wer textlich dahingehend was braucht, soll sich doch einfach diese Alben anhören.


𝕲.𝕺.𝕾.𝕭.:

Jetzt gab es erst vor Kurzem das Mini-Album „Untot“, wie war die Resonanz darauf? Kam es wie erwartet an oder hätte die Veröffentlichung besser laufen können?

𝕳.𝕽.:

Die Resonanzen sind mehr als gut, wir bekommen viel Anerkennung für „Untot“, es ist ja auch ein sehr gutes Mini-Album geworden, alles hat gepasst, wie auch schon zuvor bei „Jenseits des Grabes“. Wenn man selbst Musik macht, findet man später oft Dinge, die man dann vielleicht anders spielen oder ausdrücken würde – aber für diesen Moment war es einfach genau richtig!

Die Lieder geben ihren Inhalt präzise wieder, das Ausarbeiten der Stücke (und später die Aufnahme) ging zügig vonstatten, der Gesamtsound sowie Mix und Master sind genauso, wie es sein muss, R.D. hat da bei der Aufnahme sehr gute Arbeit geleistet und B. hat der Mini echt einen Killer-Mix und -Master verpasst.

Das CD-Layout ist passender denn je, gerade die Zeichnungen passen sprichwörtlich wie die Faust aufs Auge, somit passt im Gesamten die Veröffentlichung auch 1a!


𝕲.𝕺.𝕾.𝕭.:

Natürlich stellt sich jetzt die Frage, was wird als nächstes kommen? Welche Veröffentlichungen sind geplant oder gibt es diesbezüglich erst einmal noch keine weiteren Pläne?

𝕳.𝕽.:

Als nächstes ist ein 3er Split-Album mit Heldenasche (dem Projekt unseres Gitarristen R.D.) und den Finnen von „Order of the White Hand“ geplant, wir werden drei neue Songs dafür aufnehmen, die in sich selbst ein Konzept bilden, im Stil einer Art Kurzgeschichte. Da wird gerade fleißig am Text-Konzept gearbeitet, es wird auf jeden Fall, sehr finster werden.

Auch sind wir auf dem zweiten Teil des Germania-Incognita-Samplers, der dieses Jahr erscheinen soll, mit einem neuen, exklusiven Lied vertreten.

Das sechste Vollalbum „Heimsuchung“ ist auch schon in Arbeit, aber es wird sich definitiv noch etwas hinziehen, bis da wirklich ganz konkret wird. Das Gesamtkonzept steht zwar im Groben, aber an Texten und der Musik muss noch viel getan werden, bis es da zu einer Aufnahme kommen kann..

Die LP-Version von „Untot“ sowie die LP-Wiederveröffentlichungen von „Jenseits des Grabes“ und „Endzeit“ stehen auch noch dieses Jahr an.

Du siehst, es ist also einiges los, im Hause Totenburg.


𝕲.𝕺.𝕾.𝕭.:

Absolut, da heißt es gespannt sein und bleiben!
Jetzt eine persönliche Frage, wie empfindest Du oder die Kapelle im Allgemeinen, den derzeitigen Zustand der deutschen Schwarzmetall-“Szene“? Was könnte besser laufen und welche Entwicklung würdes/t du/ihr euch wünschen?

𝕳.𝕽.:

Was den Zustand der deutschen Black Metal „Szene“ angeht, interessiert mich diese sogenannte Szene bzw. das, was sich „Szene“ nennt, nicht, weil ich mich mit vielen Leuten, die sich da in der „Szene“ herumtreiben, einfach nicht bzw. nicht mehr identifizieren kann und will.

Ich habe meine Kontakte zu den, mir wichtigen Leuten, aus meinem Umfeld und die sind in der „Szene“ auch tätig, mit denen fühle ich mich verbunden, der Rest ist mir einfach gleich, jeder soll und kann machen, was er für richtig hält oder nicht. Es soll mir nur bitte niemand mit irgendwelchem Szene-Geleier auf die Nüsse gehen!


𝕲.𝕺.𝕾.𝕭.:

Gibt es Thematiken, die Totenburg unbedingt noch verarbeiten möchte oder wurde bereits alles, was euch so unter den Nägeln brannte, vertont?

𝕳.𝕽.:

Es gibt genügend Themen, die uns/mich interessieren und es werden definitiv einige davon in neuen Texten für Totenburg verarbeitet und somit auch irgendwann das Licht der Welt erblicken, aber alles zu seiner Zeit.


𝕲.𝕺.𝕾.𝕭.:

Was meint ihr, besteht die Chance, Totenburg noch einmal live auf der Bühne sehen zu können?

𝕳.𝕽.:

Ich glaube das Thema ist vom Tisch, da I.G. nicht live spielen möchte und ohne ihn, wird nun mal nicht live gespielt. Von daher sieht es schon mal recht trübe aus. Ich bin es auch ehrlich leid, auf irgendwelchen Konzerten auf der Bühne zu stehen und mir den Arsch abzuspielen, da habe ich einfach keinen Bock mehr drauf.

Außerdem es gab ja auch seit dem Jahr 1999 etliche Möglichkeiten, Totenburg live zu sehen, in manchen Monaten damals sogar an zwei oder drei Wochenenden hintereinander. Wer die vielen Chancen verpasst hat (aus welchen Gründen auch immer), für den ist wohl oder übel der Drops gelutscht.


𝕲.𝕺.𝕾.𝕭.:

Schade, zumindest für Jene, die es verpasst haben.
Dann sind wir auch beinahe am Ende angekommen.
An dieser Stelle noch einmal, vielen Dank, für die ausführlichen Darlegungen!
Die letzten Worte, Hasstiraden, Anmerkungen oder Grüße – gehören euch!

𝕳.𝕽.:

Danke fürs Zwiegespräch, Euch weiterhin viel Erfolg, mit Eurer Bruderschaft, und an alle umtriebigen Leichenschänder da draußen: Haltet und steht fest zusammen, in diesen üblen Zeiten.

Ansonsten bleibt nur folgendes zusagen:

Diesmal war des Lebens Ende
erst der Anfang aller Gier,
denn aus meinem stillen Grabe
in grau-dichter Nebelzier
treibt es mich hinauf zum Leben,
das nicht glaubt an End‘ und Tod,
daran nur kann ich mich laben,
denn das Blut fließt ewig rot.


𝕸𝖚𝖘𝖎𝖐𝖆𝖑𝖎𝖘𝖈𝖍𝖊𝖗 𝕰𝖎𝖓𝖇𝖑𝖎𝖈𝖐:

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