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Ich persรถnlich bin ja ein groรŸer Anhรคnger nordisch-germanischer Ursprungsmusik, neben Schwarzmetall ist diese, eine der musikalischen Errungenschaften, welche das innere Gemรผt in Ruhe und eine Art Zeitreise versetzt. Eine Reise in die Zeit unserer Ahnen, als noch traditionell musiziert wurde und man sich inhaltlich auf germanische Gรถttersagen bezog. Steineiche ist so ein musikalisches Projekt. In Kooperation mir Ari Vasudur entstand ein Gemeinschaftswerk, mit dem Titel “Zeitennebel”. 


Beide Musikprojekte, die hauptsรคchlich ihr Gebiet in der darstellenden Kunst manifestieren, also auf Mittelalterfesten und thematisch basierten Veranstaltungen, ihr traditionelles Liedgut vortragen, haben hier ihre Werke zusammengetragen. Hierbei setzen beide Interpreten auf historische Instrumente, von Maultrommeln รผber Targlharpa, Nyckelharpa und Bassharpa, bis hin zur Mandoline. Der mir vorliegende Tontrรคger beinhaltet 10 Tonstรผcke mit einer Gesamtlaufzeit von guten 56 Minuten. Steineiche bietet vier und Ari Vasudur jeweils fรผnf Lieder und beide vereinen sich, exakt zum fรผnften, mittigen Liedgut. “Midgards Truhe” ist also ein gemeinsam erschaffenes Werk.

Inhaltlich bietet Steineiche nordisch-germanische Folklore, die teils in Erzรคhlungen und zusรคtzlich mit weiblichem Gesang einhergeht. Untermalt werden diese Darbietungen, mit รคuรŸerst stimmungsvollen Melodien. Hier wird ein Gefรผhl erschaffen, dass man nur schwer beschreiben kann und vermutlich muss man dieser Musik und zugleich Thematik wohlwollend gegenรผberstehen. 
Mann kann es wohl mit einer Art musikalischem Hรถrspiel umschreiben, dass den Zuhรถrer in frรผhe mittelalterliche Szenarien versetzt, die stets ihr Vorbild in alten, รผberlieferten germanischen Sagen suchen. Insbesondere bei dem Titel “Hexen” wird eine tiefe und mitreiรŸende Erzรคhlung erschaffen, die mich in finstere Zeitalter versetzt, in der die Christianisierung bereits deutliche Spuren hinterlieรŸ und missgรผnstige Frauen, der Hexerei bezichtigt und dem Feuertod preisgegeben wurden. Dabei ist die gewรคhlte Ausdrucksweise weit entfernt von modernem Undeutsch und bedient sich mittelalterlicher Ausdrucksweisen. Dieser Umstand sorgt fรผr ein beispielhaftes und historisches Szenario.

Die “Merseburger Zaubersprรผche” sind alte, schriftlich รผberlieferte Spruchsagen, die 1841 von dem Historiker Georg Waitz in einer theologischen Handschrift des 9./10. Jahrhunderts entdeckt und 1842 von Jacob Grimm erstmals herausgegeben und kommentiert wurden. Ihr Ursprung geht weit zurรผck, in die vorchristliche Zeit, in der Gรถttersagen noch das Land umhรผllten. Der Erste Merseburger Zauberspruch gilt allgemeinhin als ein Lรถsezauber von Fesseln eines gefangenen Kriegers und der zweite “Merseburger Zauberspruch” als Heilungszauber, eines verletzten beziehungsweise verrenkten PferdefuรŸes.

Phol und Wotan ritten in das Gehรถlz.
Da wurde dem Balders-Fohlen sein FuรŸ verrenkt.
Da besprach ihn Sinthgunt und Sunna, ihre Schwester,
da besprach ihn Frija und Volla, ihre Schwester,
da besprach ihn Wotan, der es wohl verstand:
Wie Beinverrenkung, so Blutverrenkung,
so Gliederverrenkung:
Bein zu Bein, Blut zu Blut,
Glied zu Gliedern, wie geleimt sollen sie sein!

Steineiche trรคgt diese รœberlieferung jedoch nicht in der รœbersetzung vor, sondern in der altรผberlieferten Sprache:

“Phรดl ende Wuodan fuorun zi holza. 
dรป wart demo balderes folon sรฎn fuoz birenkit. 
thรป biguol en Sinthgunt, Sunna era swister; 
thรป biguol en Frรฎja, Folla era swister
thรป biguol en Wuodan, sรด hรช wola conda
sรดse bรชnrenki, sรดse bluotrenki, 
sรดse lidirenki: 
bรชn zi bรชna, bluot zi bluoda, 
lid zi geliden, sรดse gelรฎmida sรฎn.”


Ari Vasudur setzt in seinen darauffolgenden Stรผcken mehr auf Musik und findet deutliche Parallelen zu “Einar Selvik” oder “Wardruna” Elementen. Eine unbรคndige Kraft und Energie entsteht beim hรถren, nicht zuletzt auch, durch die ebenfalls historischen Instrumente. Unter anderem kommt hier auch noch eine Leier zum Einsatz, ebenso wie Shamanentrommeln. Das Ganze wird mit gezielten, aber nicht aufdringlichen Synthesizern verflochten und bildet eine unverwechselbare Klangkulisse. 
Der Gesang ist ebenso mitreiรŸend wie stimmungsvoll und lรคsst erwรคhnte Vergleiche noch deutlicher in Erscheinung treten. Wer also Wardruna und รคhnlich orientierter Musik zugeneigt ist, dรผrfte mit Ari Vasudur umgehend warm werden. 

Auch seine Stรผcke sind im gleichen Themengebiet angesiedelt und vermitteln eine zu tiefst gelungene Rรผckreise, in lรคngst vergangene Zeitalter. Als sรครŸe man mit Skalden zusammen an einem Lagerfeuer, so oder so รคhnlich dรผrfte die entsprechende Stimmungsdeutung ausfallen. Ich jedenfalls, habe mich darin vรถllig verloren. Ari Vasudur beherrscht sein Handwerk in jeglicher Form, ob Gesang oder eben im Instrumentalbereich, jeder Ton sitzt und vermittelt genau die angestrebte Kulisse. 
Die Texte sind kurz gehalten und stammen aus der eigenen Feder, so scheint es, zu dem wird deutlich, dass sein hauptaugenmerkt auf der akustischen Darbietung lag. Diese Tatsache macht ein genussvolles Abschweifen mรถglich, so mรถchte man sich, ebenso wie bei Steineiche, in eine Holzhรผtte verkriechen und den, mir dargebotenen Klรคngen lauschen.  

Hier ein akustischer Einblick in Ari Vasudurs musikalische Darbietung.

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Wer mittelalterlichen Melodien und nordisch-germanischen Sagen und รœberlieferungen etwas abgewinnen kann, wer gern mental und lyrisch in die Zeit der Ahnen zurรผckreisen, und dies mit passenden Klรคngen und Gesรคngen verziert wissen mรถchte, der ist mit “Zeitennebel” bestens beraten. Mich jedenfalls haben diese 56 Minuten tief beeindruckt und รผberwรคltigt. Klar sollte jedem sein, dass hier kein polternder Schwarzmetall geboten wird, sondern Musik fรผr die Seele, Musik die uns unseren Wurzeln ein ganzes Stรผck nรคher bringt und dem Hรถrer ermรถglicht, einen Einblick in die Kultur, Musik und Lebensweise der Ahnen zu erhaschen. Wer jetzt noch eine ausgesprochene Empfehlung benรถtigt, dem sei sie hiermit gegeben, ausdrรผcklich!


Erhรคltlich ist das Werk bei Steineiche, Ari Vasudur
und in unserem Laden.ย 

Bilder von ST_Photographie (S. Steinicke Thiel)

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