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Wohl kein Symbol, neben vereinzelten Runen und dem MjΓΆlnir, wird so inflationΓ€r benutzt, wie der sogenannte Wikingerkompass oder auch “Vegvisir”. Auf Hemden, Taschen, ja sogar auf Gesichtern einiger MΓΆchtegernschildmaiden, findet sich dieses islΓ€ndische Symbol wieder. Wir klΓ€ren heute ΓΌber die eigentliche Herkunft auf und rΓ€umen mit der historischen Verwechslung auf.
“Vegvisir”, der Wikingerkompass, wird erstmals imΒ sogenannten “Huld-Manuskript” erwΓ€hnt, das von Geir Vigfusson im 19. Jahrhundert zusammengestellt wurde. Es zeigt das Vegvisir-Symbol, das βdas, was den Weg zeigtβ bedeutet, indem es βvegurβ, was Weg bedeutet, mit βvisirβ, was Zeiger bedeutet, kombiniert.
Das Symbol im Huld-Manuskript (1860) ist quadratisch, nicht wie heute ΓΌblich rund, und besteht aus acht StΓ€ben, die jeweils mit unterschiedlichen Symbolen enden. Es wurde spekuliert, dass jedes Symbol eine der Himmelsrichtungen darstellt, Γ€hnlich wie ein Kompass.Β Allerdings wissen wir heute, dass die Nordgermanen und Wikinger zur Navigation keinen Kompass benutzten, der wie “Vegvisir” aussah, sondern eher einen Sonnenstein. Die Symbole haben also vermutlich andere Bedeutungen. Es wird auch die Theorie verbreitet, dass jedes der Symbole fΓΌr eine, der neun Welten der nordisch-germanischen Mythologie steht, wobei der Mittelpunkt Midgard darstellt.
Die runde Version, des heute bekannten Symbols, erscheint erstmals in der “Galdrabok”, einem Grimoire, von dem behauptet wird, es stamme aus dem 16. Jahrhundert, tatsΓ€chlich aber erst 1921 verΓΆffentlicht wurde. Der derzeitige Standort des Originalmanuskripts, falls es jemals existierte, ist unbekannt und kann offenkundig angezweifelt werden. Γhnlich verhΓ€lt es sich, mit dem Aegishjalmr, welcher eben, wie Vegvisir, aus der Zeit des islΓ€ndischen Okkultismus stammt und mit der frΓΌhmittelalterlichen Zeit der Germanen und Wikinger, nichts zu tun hat. Hinzu kommt der unumstΓΆΓliche Fakt, dass zu dieser Zeit bereits das Christentum manifestiert und vorherrschend in Europa war.
Somit darf und muss davon ausgegangen werden, dass Aegishjalmr und Vegvisir, christlichen EinflΓΌssen ausgeliefert waren und sind.
Der islΓ€ndische Okkultismus des 16. und 17. Jahrhunderts,Β war eine bunte Mischung aus Folklore, nordischer Mythologie und DΓ€monologie, sowie christlichen Mystizismus.
Wenn man sich nΓ€her, mit der Entstehung des Vegvisir beschΓ€ftigt, fΓΌhrt der Weg unweigerlich an zwei/drei Manuskripten vorbei, dem Huld, –Β und dem Galdrakvermanuskript (zwei Versionen), alle aus den Jahren um 1860/69. Γltere Quellen oder eine RΓΌckfΓΌhrung, anhand ΓΌberlieferter Funde oder Manuskripte, gibt es schlicht und ergreifend nicht.
Es bleibt festzuhalten, dass weder Vegvisir, noch Aegishjalmr tatsΓ€chlich nordisch-germanische Ursymboliken sind, die zu Zeiten der Wikinger und Germanen Verwendung fanden oder in Γ€hnlicher AusfΓΌhrung ΓΌberhaupt existierten. Heute wird sich damit, oft ohne genaues Wissen darΓΌber zu haben, geschmΓΌckt, ob als Ketten, Tattoos oder eben Malereien auf der Stirn (beliebt bei Instagram-WalkΓΌren). Beide Symboliken haben weder einen klaren historischen, noch mythologischen Ursprung in der alten Mythologie. Lediglich in neopaganistischen und okkult-nordischen Kreisen, finden Beide Verwendung. Ob sie ΓΌberhaupt ΓΌber die angepriesenen FΓ€higkeiten verfΓΌgen, darf ebenso angezweifelt werden.
GrundsΓ€tzlich haben Vegvisir und Aegishjalmr, dennoch ihre Daseinsberechtigung, nur eben nicht in der direkten, historischen Verbindung zur nordisch-germanischen Mythologie. Auch Serien wie Vikings, verklΓ€ren diesen Fakt und stellen bewusst oder unbewusst, diese Symboliken zur Schau und vermitteln somit eine falsche historische Verbundenheit, die es nicht gibt.
Es gibt keine Beweise dafΓΌr, dass Vegvisir, der nordische Kompass, wΓ€hrend der Wikingerzeit verwendet wurde. Er taucht auf keinem der erhaltenen archΓ€ologischen GegenstΓ€nde auf und wird in keiner der ΓΌberlieferten Geschichten beschrieben. In dem Wikinger-Gedicht “Sigrdrifa” heiΓt es, dass manchmal Runen in die Seiten von Schiffen und Rudern geritzt wurden, und dabei kΓΆnnte es sich um eine entfernte verwandte Art, des Vegvisir oder ein frΓΌheres Symbol gehandelt haben, auf dem das spΓ€tere islΓ€ndische Wegweisersymbol basiert, aber auch das ist bloΓe Vermutung.