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Nichts quรคlt den modernen Menschen mehr, als die Frage des “Lebens nach dem Tode”. Insbesondere in der germanischen Mythologie, hรถrt man immer nur ein Totenreich, welches von den Meisten als erstrebenswert gilt, ohne dabei zu wissen, was es damit auf sich hat. Denn, nicht jeder kommt dort hin, wo er selbst glaubt, hin zu dรผrfen.


Wรคhrend die meisten von uns mit Walhalla vertraut sind, ist dies nur ein kleiner Teil der breiteren nordischen รœberzeugungen รผber das Leben nach dem Tod.

Die nordische Mythologie legt nahe, dass eine Person aus vier Teilen besteht: Hamr, kรถrperliche Erscheinung; Hugr, Persรถnlichkeit oder Charakter; Flygja, Totem oder vertrauter Geist; und Hamingja, Qualitรคt oder inhรคrenter Erfolg im Leben. Wรคhrend der Hamr von dieser Welt verschwindet (oder zumindest niemand als Draugr zurรผckkommen wollte), war es wahrscheinlich sein Hugr, der ins Jenseits zog, wรคhrend sein Hamingja innerhalb seiner Familie fortfahren kรถnnte.

Aber nun zu den Welten, die dem Dahinscheidenden vermeintlich offen stehen.
Der nordischen Mythologie zufolge, gab es mehrere verschiedene Jenseitsbereiche, die wiederum nur bestimmten Hamingja zu Teil wurden.


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Walhalla, das bei weitem berรผhmteste Land der Toten, galt als groรŸe Halle in Asgard, dem Reich der nordischen Gรถtter. Diese Halle gehรถrte Odin/Wotan, dem Kรถnig der nordischen Gรถtter und Gott des Krieges und der Weisheit.

Mithilfe der Walkรผren wรคhlte Odin die Hรคlfte der gefallenen Helden vom Schlachtfeld aus, um in Walhalla zu leben.

Dort wรผrden die toten Helden feiern und kรคmpfen bis zur Ankunft von Ragnarรถk, dem Ende der Welt, wenn sie zusammen mit Odin und den anderen nordischen Gรถttern in der letzten Schlacht kรคmpfen wรผrden. Nur Krieger, die im Kampf starben, konnten nach Walhalla gebracht werden.


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Das Reich der Gรถttin Freya, die nordisch-germanische Gรถttin der Fruchtbarkeit und Magie, nahm auch gefallene und berรผhmte Wikingerkrieger vom Schlachtfeld, aber sie hatte die erste Wahl, also fanden sich vermutlich die erlesensten Krieger hier wieder.

Obwohl weniger berรผhmt, ist Folkvangr wohl ein prestigetrรคchtigeres Reiseziel fรผr einen Wikingerkrieger, als Walhalla es gewesen wรคre und ist.

Wahrscheinlich waren sie, wie die Toten von Walhalla, dazu bestimmt, wรคhrend Ragnarรถk an der Seite der Gรถtter zu kรคmpfen.


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Nach der nordischen Mythologie wรผrden sich Germanen, die nicht im Kampf gefallen sind, wahrscheinlich in Helheim wiederfinden, einer Welt unter Midgard, die von der Gรถttin Hel regiert wird.

Dieses Reich des Todes ist vom Reich der Lebenden durch einen unรผberwindbaren Strom und schwere Tore getrennt. Sobald eine Seele in Helheim eingedrungen ist, kann sie nicht mehr zurรผckkehren.

Helheim sollte nicht mit christlichen Vorstellungen von der Hรถlle verglichen oder gar gleichgesetzt werden. Es war kein Ort fรผr die Bรถsen, sondern ein Leben nach dem Tod fรผr jeden, der nicht im Kampf starb, eine Anderswelt.

Sogar der Gott Baldr, Sohn des Odin, fand sich in Helheim (und nicht in Walhalla) wieder, als er in einem von Loki inszenierten Streich getรถtet wurde. Nicht einmal Odin, der Kรถnig der nordischen Gรถtter, konnte ihn von den Toten zurรผckholen, nur Hel, die nordische Gรถttin der Unterwelt, konnte dieses Geschenk verleihen.

Die Geschichte von Baldr ist interessant, da sie darauf hindeutet, dass selbst die Gรถtter keine Macht รผber den Tod hatten, der nahezu endgรผltig war. Darauf wird auch im Ragnarรถk-Mythos angespielt, der den endgรผltigen Tod Odins und der Mehrheit der germanischen Gรถtter voraussagt.

Die Wikinger-Sagas erzรคhlen oft von Kriegern, die sich im Totenbett mit ihren Klingen verletzen, um Hel dazu zu bringen, zu glauben, dass sie im Kampf gestorben sind.

Wenn die nordische Mythologie ein ร„quivalent zur christlichen Hรถlle hรคtte, wรคre es ein Ort in Helheim namens Nastrond, von dem gesagt wurde, dass er ein Reich der Dunkelheit und des Schreckens fรผr die Bรถsen sei.


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Angesichts der Seefahrernatur des Wikingerlebens ist es nicht verwunderlich, dass sie ein Leben nach dem Tod speziell fรผr Seeleute hatten. In der mittelgermanischen Mythologie, gibt es diese Welt allerdings nicht, inwieweit diese also nur den “Seefahren” offen stand und steht, ist indes fraglich.

Ran war eine Riesin, die auf dem Grund des Ozeans in einem Reich lebte, das von den Schรคtzen erhellt wurde, die sie beim Versenken und Mitnehmen der Beute vorbeifahrender Schiffe angesammelt hatte. Sie fing auch Matrosen mit ihren Netzen, ertrรคnkte sie und hielt sie dann in ihrem eigenen Wasser nach dem Tod fest. Ob dies ein Garant, fรผr die Existenz, einer zusรคtzlichen Totenwelt ist, kann angezweifelt werden. Vielmehr scheint dies ein Ort zu sein, der erst durch die Riesin Ran, zur Totenwelt wird, ergo der Seefahrer durch ihr zutun stirbt.


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Einige Sagas aus der nordischen Mythologie deuten auch darauf hin, dass die Toten im Helgafjell, dem heiligen Berg, ihr Nachleben fanden, der mรถglicherweise ein bestimmter Ort oder einfach ein Berg in der Nรคhe war.

Die Toten dort, fรผhren ein Leben, das den Lebenden ziemlich รคhnlich ist, vereint mit ihren Familien und ihren Angehรถrigen. Einige lebende Menschen konnten in dieses Bergleben nach dem Tod hineinsehen, und was sie sahen, war nicht einschรผchternd, sondern eine Szene von Heimat und Glรผck. Hier kรถnnte erstmalig christlicher Einfluss eine wesentliche Rolle gespielt haben, denn die Beschreibung รคhnelt sehr, der christlichen Vorstellung, des Paradieses.