𝕲𝖊𝖒𝖊𝖎𝖓𝖘𝖈𝖍𝖆𝖋𝖙 𝖎𝖘𝖙 𝖓𝖎𝖈𝖍𝖙 𝖌𝖑𝖊𝖎𝖈𝖍 𝕲𝖊𝖒𝖊𝖎𝖓𝖘𝖈𝖍𝖆𝖋𝖙!

Es ist wieder Zeit für ernst gemeinte und ehrliche Kritik. Während es bisher ausschließlich um Musik ging, damit verbundene Magazine, Versandhäuser (insbesondere ein ganz Besonderes), wenden wir uns heute einem ganz anderem Themenbereich zu. Jeder kennt sie, einige wissen damit etwas anzufangen, andere wiederum lehnen sie strikt ab, Gemeinschaften innerhalb einer musikalischen Subkultur. Da uns allerdings Thrasher- und Deathgemeinschaften weniger interessieren, auch Heavy Metal Clubs, weniger in unser Augenmerk fallen, bleibt nur noch eine Sparte offen. Sogenannte Clubs, Gemeinschaften oder auch Bruderschaften innerhalb des Black Metal. Wer damit ohnehin nichts anzufangen weiß, der liest hier gar nicht weiter, für alle anderen -> (Achtung, viel Text, keine Bilder)


Seit jeher gibt es sie, seit jeher sind sie Teil dieser Kultur und irgendwie sind sie ja auch kaum wegzudenken, diese Zusammenschlüsse. Sie sind in weiten Teilen nützlich, bringen sich aktiv ins Musikgeschehen ein, organisieren sogar ab und an Konzerte, Feierlichkeiten und andere Zusammenkünfte, so weit so gut.

Um genau diese, also nützliche und aktive Gemeinschaften soll es heute auch gar nicht gehen. Vielmehr um Jene, die in den letzten Jahren, beinahe wöchentlich aus dem Boden sprießen, sich mit schicken, teils nordischen Namen schmücken, Wölfe oder auch Zebras als Maskottchen für sich nutzen und doch eigentlich nur existieren – mehr aber auch nicht.

In der Vergangenheit wurde uns, vom Herren Nervengas und auch einigen seiner Anhänger, gut und gerne vorgeworfen, wir seien, ich zitiere: ein “Motorradclubabklatsch”, würden nichts beitragen, wären elitär, und zu guter Letzt – wir würden nur unsere Unterstützer finanziell belasten, um uns Konzertbesuche zu ermöglichen”. Gerade auf den letzten Punkt sind wir in der Vergangenheit mehr als einmal eingegangen und haben diesen wiederlegt. Nun aber zu den wesentlichen Punkten.

Eine Bruderschaft oder auch Gemeinschaft sollte grundlegende Merkmale mitbringen, um sich überhaupt als solche definieren zu können. Da fängt es bei den einfachen Dingen schon an. Zwei Freunde, die sich mal eben eine Kutte zurecht schneidern und gerne ein Konzert besuchen, bilden keine Gemeinschaft, auch die Kutte ändert daran nichts. Eine Gruppe, bestehend aus 5-20 Leuten ist da schon näher dran, vermeintlich jedenfalls. Denn, was nützt es, wenn man offensichtlich 20 Leute zusammen hat, sich diese Personen aber weder untereinander kennen, noch jemals persönlich über den Weg gelaufen sind?

Da kann man im Weltnetz mal eben eine Seite hoch ziehen, sich einen schicken (wahlweise auch peinlichen) Leitsatz ausdenken, sich ein Logo zurechtbasteln und jedem damit auf den Sack gehen, ohne dabei tatsächlich eine Gemeinschaft zu sein. Da werden fleißig “Supporter Patches” in hundertfacher Auflage gefertigt, von deren Erlös, man sich dann die nächste Grillparty finanziert.

Was genau unterstützt man eigentlich, wenn man von besagter Gruppierung, die nichts vorzuweisen hat, ein paar nette Aufnäher erwirbt, wofür stehen diese Aufnäher? Richtig, für absolut gar nichts. In Zeiten des weltweiten sozialen Netwerkes, kann jeder Dahergelaufene eine “Gemeinschaft” gründen, sich ein paar Leute ins Bot holen und nach außen hin so tun, als wäre diese Gruppe genau das, was der Black Metal seit Jahren dringend nötig hatte.

Bei genauerer Betrachtung dieser und jener Zusammenschlüsse, stellt man ein paar wesentliche Merkmale fest, die wie folgt aussehen (oder aussehen könnten).

Alle Mitglieder waren schon einmal in ähnlichen Strukturen aktiv (oder taten zumindest so). Ein Großteil besteht aus Leuten, die von anderen Institutionen eher abgelehnt werden und wurden, sie sich nicht unterzuordnen wissen, lieber selbst “das Ruder” in die Hand nehmen. So kann es passieren, dass Person X, vorab bei drei anderen “Clubs” angefragt hat, dort abgelehnt wurde oder selbst ablehnte, weil die Bedingungen zu “extrem” waren. Anstatt sich dann selbst zu reflektieren und für sich festzustellen, dass diese Art der Vereinigungen vielleicht nichts für einen sind, wird kurzerhand einfach was eigenes gegründet. Denn da kann einen niemand ablehnen, da kann man seine eigenen Regeln (oder eben auch nicht) erörtern und festsetzen. Jetzt sucht man sich noch drei oder drölf weitere Gescheiterte und fertig ist die neue Gemeinschaft.

Das diese “Gemeinschaft” dann weder über ein Ziel, Aufgaben noch eine sinnvolle Struktur verfügt, ist dann erst einmal Zweitens. Man revolutioniert ja die Szene, denn die hat genau auf solche Leute gewartet, seit Jahren. Da spielt es offensichtlich keine Rolle, dass dieser Personenzusammenschluss eigentlich reell nicht existent ist. Diese Leute “kennen” sich ausschließlich über Facebook, ein paar Nachrichten, ein paar Beiträge, vielleicht eine Sprachnachricht. Reale Treffen gibt es nicht, reale Gemeinschaft noch viel weniger. Ein gemeinsames Ziel? Wo denke ich hin? Hauptsache die Kutte sitzt und jeder kann sich auf einem x-beliebigen Konzert dann in die Menge stellen und so tun, als kämen seine Gesinnungsgenossen jeden Moment zur Tür herein, doch genau das passiert nicht. Im Allgemeinen beschränkt sich der Kontakt, auf eben erwähntes Minimum, keine Treffen, keine Persönlichkeiten, kein privater Kontakt, der über soziale Plattformen hinaus geht. Mehr Schein als Sein, alles nur Fassade.

Dumm nur, dass der deutsche Duchschnittsmetaller erst einmal alles gut findet, wozu er eingeladen wird. Wenn dann auch noch ein oder zwei bekannte Gesichter in diesem “Verein” enthalten sind, wirkt es gleich viel vertrauter und dann lässt man aus Höflichkeit eben einen Daumen da. Ohne, sich jemals mit deren Zielen und Bestrebungen beschäftigt zu haben – sie sind halt da, warum nicht, kann doch jeder machen was er will. Natürlich kann jeder machen, was er will. Wegen uns kann es auch täglich zehn neue Clubs geben, die alle die gleichen Gesichter aufweisen – die Frage, die man sich hier stellen sollte ist nicht: Kann er das? Sondern, macht das Sinn? Wem nützt so ein Verein, dem Black Metal, den Interpreten, den Veranstaltern?

Mitnichten! Den einzigen, den dieser Quatsch etwas einbringt, ist den Erfindern, die dann mit nutzlosen “Supportartikeln” (ohne zu wissen, was man da unterstützt), fleißig Kasse machen. Sich im Netz selbst auf die Schulter klopfen können, denn man hat ja etwas “erschaffen”. Das dieses “Erschaffene” eigentlich gar nicht existiert, kann man dabei schon einmal vergessen, es ist ja die Idee, die zählt – oder nicht?

Eine Idee allein hat noch nichts verändert, sie ist lediglich der Grundstein, wenn dann nichts weiter passiert, bleibt das Ganze einfach nur ein gedankliches Konstrukt, ohne Substanz, ohne Inhalt, ohne Sinn und Verstand. Ob man diesen Nonsens dann auch noch, mit seinen hart erarbeiteten Geldern, unterstützen möchte, bleibt jedem selbst überlassen (wir wollen ja nicht wieder die Moralpolizei oder Elite spielen).

Die Herrschaften, die solch Zusammenschlüsse gründen, unterhalten und betreiben, sollten sich vielleicht einmal mit ihrem Schaffen auseinandersetzen, sich selbst kritisch hinterfragen.

Es gab sie und es gibt sie, die funktionierenden Gemeinschaften, die etwas taten und bewirkten, angefangen vom aufgelösten GBMC, der sich durch eigens organisierte Treffen und Ausflüge definierte, die BML, die es seit Jahren gibt und die sich durch Konzerte, Feiern und ähnliches hervortat, obgleich es derzeit ruhiger um sie geworden ist. Die Damen und Herren vom Schwarzmetall Erzgebirge, die neben ihrer eigenen Gemeinschaft, in der man sich stellenweise seit Jahrzehnten persönlich kennt, Konzerte veranstalten. Wir, GOSB, die nunmehr seit sieben Jahren, Zusammenhalt sowie Gemeinschaft leben und erleben, uns aktiv mit Berichten und Rezensionen am Schwarzmetall beteiligen. (Um nur ein paar zu erwähnen)

Konträr stehen diesen Zusammenschlüssen jene gegenüber, die bis auf ein oder zwei Facebookseiten mit wild durcheinandergewürfeltem Klientel und ein paar “Supportpatches” eigentlich nichts, mit den eben Angeführten, gemein haben.
Die einen existieren virtuell um als selbst inszenierter Schulterklopfer zu dienen. Die anderen, um Schwarzmetall und gemeinschaftliches Untereinander, innerhalb eines Personenkreises, zu kombinieren und zu beleben.

Um noch einmal die “Motorradclubabklatsch” – Sache zur Ansprache zu bringen. Natürlich bestehen optisch einige Gemeinsamkeiten, allerdings sind sowohl die Ziele, als auch die interne Struktur deutlich voneinander zu unterscheiden. Eins jedoch haben beide gemeinsam – den Zusammenhalt, die Brüderlichkeit, die Einheit. Insofern ist es beinahe ein Kompliment.

Abschließend sei nun die berechtigte Frage gestellt: Braucht es wirklich hunderte “Clubs” die mit bloßer Internetaktivität ihr eigenes Ego definieren und muss man diesen Unsinn auch noch tatkräftig unterstützen?

PS.
Welcher Verein auch immer, sich durch diese Worte auf den Schlips getreten fühlt, sollte sich fragen, ob wir nicht doch recht damit haben!