𝕰𝖑𝖊𝖓𝖉𝖎𝖌 – 𝖅𝖜𝖎𝖊𝖌𝖊𝖘𝖕𝖗𝖆𝖊𝖈𝖍

Es folgt ein weiteres Zwiegespräch, diesmal mit „Zwiespalt“, dem Frontmann und Alleininhaber der Kapelle Elendig.

Bei Elendig handelt es sich um eine recht neue Ausgeburt des Schwarzmetalls, mit Sitz in Bayern und einer großen thematischen Bandbreite. Wir wollen natürlich erfahren, wie, warum und weshalb und werden uns im Folgenden ausführlich mit „Zwiespalt“ unterhalten.


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Sei gegrüßt Zwiespalt, erst einmal vielen Dank für deine Zeit und die Mühe, die du dir machst um unseren Fragen Rede und Antwort zu stehen. Kommen wir auch gleich zur ersten Frage. Was genau ist Elendig, aus welchem Antrieb heraus entstand die Idee und was steckt dahinter?

𝖅𝖜𝖎𝖊𝖘𝖕𝖆𝖑𝖙:

Servus an alle Leser und vielen Dank an Germanitas Othala, für die Möglichkeit hier ein bisschen was über Elendig und mich zu erzählen.
Hab‘ letztes Jahr wegen der Dreckskrise und Kurzarbeit meine Arbeit verloren, obwohl ich in dieser Firma seit fast 6 Jahren in Festanstellung tätig war. Der Kampf, um in der Firma zu bleiben, dauerte viele Monate und war alles andere als leicht aber ich war den hohen Vorgesetzten und der Personalleitung ein Dorn im Auge wie fast alle Kollegen in der Kurzarbeit.
Der große Chef bekam davon natürlich nichts mit und ihm wurden durch die ungerechten Ausstellungen grüne Zahlen vorgelegt.

Mir wurde das Messer in den Rücken getrieben und mir wurde unmissverständlich vermittelt: “Friss oder Stirb, denn hier kommst du nicht mehr weiter.”

In die Enge getrieben mit zerrissenem Nervenkleid lies, ich Trottel, mich mit ein bisschen Abfindung plus Aufhebungsvertrag ködern und verließ letzten Endes, wie viele andere vor und nach mir, meinen Arbeitsplatz.
Ich bekam auf dem Weg vom Produktionsleitungschef noch nette Worte nachgerufen: „Ja he, blöd gelaufen und da haben sie mit dir echt Bockmist gebaut und hätte nicht so laufen sollen, wird schon und man sieht sich.“

Danke und Bitte gerne denk ich mir und der Rest bleibt zensiert, im Kopfkino gefangen. Panik, Hilflosigkeit, Angst vor der Zukunft und unbeschreibliche Dinge breiteten sich gedanklich aus.

Ein Hirnfickgewitter und weißglühender Hass, brennen lichterloh.
Nebenbei begann schon der Umdenkprozess in meinem kranken Hirn.
Eine Tür geht zu und 100 weitere gehen auf.

Ein elendiger Nagel bohrte sich immer tiefer in mich hinein und die Idee begann zu wachsen.

Ein brennender Schrei und das Verlangen nach mehr, in dieser grausam hässlichen Gesellschaft, ging los.

Ich wollte so oder so, nach längerer Musikerpause etwas Neues starten und dieser Vorfall war wohl das notwendige Übel, welcher das Wasser zum überkochen brachte.

Der Mensch lernt nur durch schmerzen und meine, eh schon zwiegespaltene und immer wieder hin und hergerissene Person, suchte ein Ventil.

Elendig wurde geboren.

Ich will mit dem Projekt das ganze „Elendige“, was auf dieser, vom Menschen verseuchten Erde gedeiht, in kleinste Stücke zerschneiden, in die bereits brennende Atmosphäre ballern, dabei grinsend zusehen und mir selbst einen Halt zurückgeben.

Ich hab auch keine richtigen Worte dafür, kann es auch nicht richtig beschreiben aber vielleicht fühlt jemand so ähnlich und kann es nachvollziehen.

Es ist ein unbeschreibliches Gefühl und ich ziehe meine Inspiration und Kraft aus der untergehenden, degenerierten Gesellschaft, wie sie vor unseren entsetzten Gesichtern tanzt.

Die hässliche Gesellschaftsfratze die nur verspottet und auslacht.

Die alles und jeden in den Abgrund reißt.

Die alles und jeden vergiftet und sich vom Leid anderer ernährt.

Will das alles so ehrlich wie möglich in meinen Liedern rüberbringen.

Elendig ist roher Deutscher Black Metal mit Texten über:

Gesellschaftskritik, Menschenfeindlichkeit, Anti-Christentum, alltägliche miserable Situationen die dich zum ausflippen bringen, gestörte Gedanken, Mystisches, Mensch – der größte Virus.


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Wie sich aus den, zur Verfügung stehenden Informationen, heraus filtern lässt, bist du die einzige Kraft hinter Elendig, wie gestaltet sich der Schaffensprozess? Übernimmst du alle Instrumente und auch die weitere Verarbeitung?

𝖅𝖜𝖎𝖊𝖘𝖕𝖆𝖑𝖙:

Ja genau, ich erledige quasi alles selbst von A bis Z und stehe, ganz allein hinter dem elendigen Scheiß und so soll es auch bis zum bitteren Ende bleiben.

Ich stehe allerdings auch noch für weitere, kranke Gedankenspiele zur Verfügung und habe da auch so, noch einiges vor.

Ich konnte mir über paar Jahre, einiges an Equipment ansammeln und jetzt endlich ein kleines, Untergrundstudio mit Proberaum errichten, in dem auch schon die eine oder andere Band zur Aufnahme des Demos gekommen ist.

Will keine „Good Production“ abliefern, sondern den guten alten ehrlichen Klang vertreten, ob es für eine andere Band ist oder nur für Elendig.


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Elendig ist ja neben der rohen Fassade doch auch recht melodisch, also aus musikalischer Sicht, woher und wie entstehen die Ideen zur jeweiligen Musik, ist das alles eher situationsbedingt oder spielst du einfach drauf los und schaust dann, was es wird?

𝖅𝖜𝖎𝖊𝖘𝖕𝖆𝖑𝖙:

Sowohl als auch und ich gehe da sehr viel nach dem Bauchgefühl, hole mir einige Eindrücke im Alltag und lass dazu die Gedanken kreisen.

Die Motivation, wie Inspiration kommt fast von selbst. Man braucht sich dazu nur mal kurz in unserer verfickten Arschlochgesellschaft umsehen und es fängt schon an zu brodeln.

Stift und Zettel zur Hand und los geht’s.

Ab ans Schlagzeug, an den Bass oder die Gitarre und den Einflüssen freien Lauf lassen.

Gut, so einfach gehts dann auch nicht und die Lieder durchlaufen ja einen gewissen Prozess.

Es reift ja alles und was sich an einem Tag nach dem Aufnehmen gut anhört ist am nächsten Tag wieder anders, aber so läuft das im Großen und Ganzen.

Hauptsache, man erzwingt nichts und hält sich nicht zu lange beim Abmischen auf.

Will das alles so ehrlich wie möglich und mit meinen Gedanken in einer rohen, aber doch mitreißenden emotionalen Atmosphäre rüberbringen.

Für mich gilt „Stumpf ist Trumpf“ und Elendig soll sich auch elendig anhören, aber dahinter steckt viel mehr.

Für mich ist es wie eine Therapie, aber vielleicht kann ich damit den einen oder anderen auch ein bisschen begeistern.


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Bisher sind zwei kleinere Werke erschienen, zwei Demos um genau zu sein. Stehen noch weitere Veröffentlichungen an, in Zukunft oder in Kürze?

𝖅𝖜𝖎𝖊𝖘𝖕𝖆𝖑𝖙:

Genau, dass waren so die ersten Versuche, um einiges auszuprobieren und um den Grundstein zu legen.

Das erste Tape „Elendig – Human waste“ brachte ich selbst raus. Für die zweite Veröffentlichung bekam ich eine super Möglichkeit und die geile Unterstützung, von Deister Records.

Das Tape: „Elendig – Gedankenholocaust“, kam dann über dieses Label raus.

Nächstes Jahr steht schon eine sehr interessante Split mit „Gräul“ unter dem Namen „Pestzustand“ an. Dieses Tape kommt auch über Deister Records raus.

Es ist für dieses Jahr noch ein Re-Release über Elendig von meinem ersten Soloprojekt „Krähenschlag – Anti Fucking Norm“ geplant.

Eine sehr feine Split, wartet schon im Schützengraben und das wird für mich, ehrlich gesagt, eine große Ehrensache.

Dadurch erlebe ich etwas, was ich so im Leben nicht mehr für möglich gehalten habe und lernte dazu im Vorfeld Leute kennen, die ich nicht mehr missen will.

In diesem Sinne 1000 Dank für diese geile Möglichkeit und beste Grüße an diejenigen die mich dafür ins Boot geholt haben.

Aber um nicht zu viel zu verraten, bleibt der Rest noch spannend.


𝕲.𝕺.𝕾.𝕭.:

Bleiben wir gleich erst einmal bei den Demos. Wie war, deiner Ansicht nach die Resonanz innerhalb der Black Metal Szene, hast du mit mehr Anklang, oder mit weniger gerechnet?

𝖅𝖜𝖎𝖊𝖘𝖕𝖆𝖑𝖙:

Dazu kann ich nur sagen, mit so viel positiven Rückmeldungen hab ich wirklich nicht gerechnet.

Ich will mich hiermit auch bei allen, für diese pervers geile Unterstützung bedanken.

Ihr seid der Wahnsinn!!!


𝕲.𝕺.𝕾.𝕭.:

Du warst ja bereits in einigen anderen Musikprojekten aktiv, gab es einen Grund für den Wechsel zum Soloprojekt?

𝖅𝖜𝖎𝖊𝖘𝖕𝖆𝖑𝖙:

Es gab viele Gründe aber ein sehr Entscheidender war, wie viele es auch schon selbst erlebt haben, der Faktor Mensch.


𝕲.𝕺.𝕾.𝕭.:

Die thematische Auslegung ist je doch recht breit gefächert, versuchst du, allen Themen gleichermaßen gerecht zu werden oder gibt es Eines, dass du besonders gern verarbeitest?

𝖅𝖜𝖎𝖊𝖘𝖕𝖆𝖑𝖙:

Mir liegt das Thema „Gesellschaft“ sehr am Herzen, jedoch nicht gerade positiv.

Dazu gibt es im Alltag richtig gute Momente, die den einen oder anderen regelrecht zum durchdrehen bringen, aber andere Einflüsse behandle ich auch gern.


𝕲.𝕺.𝕾.𝕭.:

Wärst du außenstehender Zuhörer, wie würdest du dein Projekt selbst beurteilen oder bewerten?

𝖅𝖜𝖎𝖊𝖘𝖕𝖆𝖑𝖙:

Gute Frage und das kann ich so nicht wirklich beantworten.

Kann es nur so sagen:

Da ich unterm Strich mit Elendig startete, um für mich Black Metal zu spielen, wie ich ihn selbst lebe und fühle, es für mich auch eine Art Therapie ist, bin ich dem Projekt ganz und gar nicht negativ gestimmt und fühl mich dabei frei und gut, so wie ich es rüberbringe.


𝕲.𝕺.𝕾.𝕭.:

Eine Frage, die wohl insbesondere Sammler interessieren dürften, wird es LPs geben oder ist eine derartige Umsetzung aktuell noch nicht spruchreif?

𝖅𝖜𝖎𝖊𝖘𝖕𝖆𝖑𝖙:

Ich will unbedingt Tonmaterial auf Vinyl rausbringen und hoffe diese Möglichkeit ergibt sich bald.


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Eine Frage, die ich wirklich gerne stelle und die sich, aufgrund der Themengebiete, für Elendig ohnehin anbietet: Wie siehst du die derzeitige gesellschaftliche Entwicklung und welche Auswirkungen hat Diese auf den Schwarzmetall. Oder, anders gefragt, wie empfindest du persönlich die derzeitige Entwicklung der Schwarzmetalllandschaft?

𝖅𝖜𝖎𝖊𝖘𝖕𝖆𝖑𝖙:

Ok, darüber könnte man Bücher schreiben und es wurden auch schon die ein oder anderen geschrieben.

Über dieses Thema könnte man sich, keine Ahnung wie lange, unterhalten. Darum von mir jetzt, meine Eindrücke, in einer Kurzversion. Auf intensiveren Gedankenaustausch mit dem einen oder anderen freue ich mich auch schon sehr.

Ich beobachte das Treiben schon lange und bin der „neuen“ Landschaft, wirklich nicht positiv gestimmt.

Die Gesellschaft und bestimmte Gruppen reiten gerade jubelnd und klatschend in den Untergang.

Aber, ich muss sagen, gerade seit 2020 erlebe ich persönlich eine, ich sag mal kleine Wiedergeburt im BM und es ist ein so brutal großes Verlangen, nach den guten alten Werten, dem guten alten Weg, dem „Zurück zum Ursprung“ vorhanden, wo ich mir nur denke: „Jaaa fuck, dass wird aber auch mal Zeit.“

Bin selber ein „Oldschool“ – Freund und bei vielen wird die Flamme grade immer größer und sie brennt mit mehr Leidenschaft.

Es machen einige die Augen auf, fangen an zu denken und verlangen nach mehr, denn wir wurden schon viel zu lange systematisch, in einen abgrundtiefen Sumpf gelenkt.

Zeit wird’s, sich wieder in die gute alte Richtung zu bewegen!


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Gibt es etwas, das du an dieser Stelle schon immer einmal los werden wolltest, etwas das dich stört, erfreut? Egal was, teile es den Lesern mit.

𝖅𝖜𝖎𝖊𝖘𝖕𝖆𝖑𝖙:

Jedem das Seine und genießt jede einzelne Sekunde in Eurem Leben, egal wie beschissen es gerade läuft, denn man lebt nur einmal und jede noch so beschissene Situation ist nicht umsonst.

Diese Erlebnisse machen Euch nur stärker und formen Euch zu dem, was ihr im Hier und Jetzt und in der Zukunft seid.

Umgebt Euch mit Leuten die Euch gut tun, setzt einen fetten Haufen auf die Maden, die Euch schaden und genießt, verdammte Scheiße nochmal, mehr die Natur und die Tiere darin, wer weiß wie lange es das noch gibt, mit dem Virus Mensch auf dem Planeten.


𝕲.𝕺.𝕾.𝕭.:

Wie wird die Zukunft aussehen, sind (sofern Corona es zulässt) Konzerte geplant, wenn ja, wer wird dir dabei zur Seite stehen?

𝖅𝖜𝖎𝖊𝖘𝖕𝖆𝖑𝖙:

Mache jetzt Musik seit ich 16 bin und habs leider noch nicht geschafft live zu spielen.

Erzwingen kann ich nichts aber wenn es einmal soweit sein soll, will ich ein Bühnenritual liefern wie ich es mir schon lange vorstelle.

Wird übelst schlecht am Anfang, aber jeder fängt ja mal klein an.

Von vielen Seiten steht einiges in den Startlöchern, die dementsprechende Unterstützung habe ich bereits und kann diese auch für andere geben.


𝕲.𝕺.𝕾.𝕭.:

Vielen Dank für die ausführlichen Darlegungen und deine Zeit. Wir wünschen dir und deinem Projekt weiterhin viel Erfolg und damit gehören die abschließenden Worte dir, dir allein.

𝖅𝖜𝖎𝖊𝖘𝖕𝖆𝖑𝖙:

Ich sage, vielen Dank dafür und für die Möglichkeit hier mitzuwirken.

Haut rein und bleibt Euch treu.

Beste Grüße

Zwiespalt


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Musikalischer Einblick:

Zwiegespräch: 𝕿𝖔𝖉𝖋𝖊𝖎𝖓𝖉 / 𝕲.𝕺.𝕾.𝕭. 𝟐𝟎𝟐𝟏
Bilder: Elendig