𝖂𝖚𝖗𝖟𝖊𝖑𝖐𝖗𝖆𝖋𝖙 – “𝕿𝖗𝖆𝖉𝖎𝖙𝖎𝖔𝖓𝖊𝖓” – 𝕽𝖊𝖟𝖊𝖓𝖘𝖎𝖔𝖓

Die Kraft aus den Wurzeln des bayrischen Landes schlägt erneut zu!
In Bälde, also noch dieses Jahr, wird das neue Vollwerk “Traditionen” veröffentlicht werden. Mir liegt derzeit nur die Vorabversion vor, was wiederum bedeutet, dass ich auf optische Gestaltung, Stückzahl, Beiheft und andere Aspekte nicht eingehen kann. Ich werde somit mein Hauptaugenmerk, rein der musikalischen Darbietung widmen.


“Wurzelkraft”, so der Name dieser Tonschmiede, existiert bereits seit Anno 2004 und förderte bisher vier Veröffentlichungen zu Tage, darunter zwei Demos und ein Album im Jahre 2008, mit dem Titel “Primitiv und edel wie nie zuvor”.
“Pestilenz”, bekannt aus Projekten wie “Runenblut” und “Blutaar”, zeigt auch hier, aus welchem Holz bayrischer Schwarzmetall geschnitzt sein kann. Soviel zur Theorie. Insgesamt wird der Hörer neun Titel geboten bekommen, mit einer Gesamtspieldauer von knapp 32 Minuten. Texte als solches wird es wohl keine geben, jedoch dazugehörige Informationen zum Inhalt. Schon allein aus dem Grund, um Missverständnissen vorzubeugen, da sonst einige Institutionen vorschnell Schnappatmung bekommen würden.

“Traditionen” ist aber diesmal kein Soloprojekt im klassischen Sinne, einige bekannte Stimmen und Musiker haben einen erheblichen Beitrag geleistet und maßgeblich einige Überraschungen im Kasten. Wer genau wann und wie mitwirkt, bleibt vorerst unter Verschluss, da eine gewisse Vorfreude nicht abhanden kommen soll. Außerdem wurden, so ist es zumindest meinen Informationen zu entnehmen, die Instrumente diesmal nicht allein von “Pestilenz” bedient. Wer jedoch genau daran beteiligt war, entzieht sich meiner Kenntnis.


Ganz klassisch übernimmt das “Intro” die Einleitung, überraschend hierbei ist schon, dass nicht einfach Waldrauschen oder sonstige Klänge genutzt wurden, sondern im Prinzip ein vollständiger Titel gespielt wird. Denn, es ist quasi alles enthalten, ein stimmiger Grundriff, gut inszeniertes Schlagzeug und sogar eins-zwei Krächzer verirren sich in den zugewandten Gehörgang.

Direkt im Anschluss folgt der erste vollwertige Titel, mit dem Namen “Moriturus”.
Wer damit nichts anfangen kann, dem helfen wir gern: Moriturus ist Latein und steht für “entschlossen zu sterben”. “Wurzelkraft”, das sei vorweg genommen, verfügt über einen sehr eingehenden Rhythmus, bewegt sich viel im mittleren Tempo und hat diesen rauen aber stimmigen Stil. Dieses vertraute Kratzen, sowohl in der Stimme als auch im Klang. Das verleiht dem Ganzen einen gewissen (ja nennen wir es) “Wohlfühlcharakter”. Man ist sofort mittendrin und lässt sich von der treibenden Spielart regelrecht mitziehen.

Nach einer kurzen Überlegung wird es mir klar, hier herrschen verdächtig viele Parallelen zu Bilskirnir!

Ohne große Pause geht es direkt zu “Krieg Heil”. Der Titel, der wohl schon allein vom Namen her, für erhöhten Puls bei der Gutmenschenfraktion verantwortlich sein dürfte. Auch hier bewegt sich “Wurzelkraft” weitestgehend im mittleren Tempo, zieht dann aber zwischenzeitlich drastisch die Geschwindigkeit an um sie direkt darauf wieder abzubremsen, ein gelungenes Wechselspiel. Insbesondere der, sich im Hintergrund befindliche, Klargesang hebt das Tonstück auf besonders hohes Niveau. Der Gesang, verachtend, abscheulich krächzend, fügt sich hervorragend in das musikalische Schauspiel ein. Inhaltlich wird hier die “gottlose” Konsum- und Machtgeilheit ordentlich zerpflückt. Kritik an der Klassengesellschaft und den oberen Zehntausend inklusive.

“Leidigs Lem”, nein, man hat sich nicht verschrieben oder gar in der Sprache vertan, es handelt sich hier um bayrische Mundart und hat auch den gesamten Titel damit versehen. Wer also des “boarischen” nicht mächtig ist, wird hier kaum etwas verstehen. Na wie gut, dass ich ein paar Jahre im benachbarten Freistaat gelebt habe. Die Idee dahinter finde ich persönlich großartig, da so auch der Albumtitel “Traditionen” manifestiert und untermauert wird. “Leidigs Lem” ist stilistisch seinen Vorgängern sehr ähnlich, lediglich wird hier in einigen Zwischenabschnitten das Tempo noch einmal deutlich gedrosselt, um eine düstere Atmosphäre spürbar und hörbar zu erzeugen.
“Ein hasserfüllter Klageruf an Neid und Scheinheiligkeit”

Der nachfolgende Titel wird wohl für künftige Festivitäten und Konzerte eine Art Hymne darstellen. “Black Metal Skinheads” ist nämlich genau das, ein eingängiges Tonstück mit wenig und dazu einprägsamen Text, der wohl die ein oder andere Geste hervorrufen dürfte. Instrumental bestens auf den kurzen Text eingestimmt, sodass hier wirklich ein Klassiker entstanden sein dürfte, der sich bei vielen zum Ohrwurm entwickeln sollte.

“Krieg Heil II” ist die Fortsetzung zum vorangegangenen Titel “Krieg Heil” und knüpft musikalisch und inhaltlich bei seinem Namensvetter an. Er beschreibt und verarbeitet den alltäglichen “Krieg” und die “Schlacht, die ein Jeder tagtäglich mit sich und den Widrigkeiten seines Alltags führt. Um welche Schlachten es sich dabei handelt, kann jeder, im vorliegenden Titel, beim hören selbst für sich selbst interpretieren.

Was kann man zu “Hass” sagen? Nun, er ist allgenewertig, gefürchtet und doch die tiefste und aufrichtigste Emotion, die ein Mensch haben und nach außen tragen kann. Exakt hier knüpft “Wurzelkraft” an. Mit schleppenden Gitarren, die deutlich dumpfer über den heimischen Lautsprecher dröhnen, als die vorherigen Titel, wird eine sehr kraftvolle Stimmung erzeugt, die den Inhalt nur allzu gut widerspiegelt.

Kommen wir zum “Feuerzauber”, ein “Bilskirnir” Nachspiel (Cover) und was soll ich hier groß an Worten verlieren? Es klingt nicht nur musikalisch beinahe Eins zu Eins nach “Bilskirnir”, sondern auch die stimmliche Nachempfindung ist hier bestens geglückt. Gefühlt habe ich “Bilskirnir” gehört, faktisch weiß ich, es ist “Wurzelkraft”, das allein sollte für diesen Titel und natürlich auch für die versierte Arbeit am Mikrofon sowie an den Instrumenten sprechen! Schlicht und ergreifend ein bombastisches Stück, dass seinem Original in absolut Nichts nachsteht.

Auch der letzte und abschließende Titel ist eine Nachspielversion. Nicht weniger als die Thüringer Urgesteine “Totenburg”, mit ihrem gleichnamigen Titel, dienten hier als Vorlage. Ebenso wie im vorherigen Stück, muss man hier festhalten, dass sich “Wurzelkraft” verdächtig nah am Original bewegt. Einen kleinen hörbaren Unterschied stellt man trotz dessen fest, so zum Beispiel in der Stimme und auch etwas in der Geschwindigkeit, die beim Original minimal langsamer ist. Nichtsdestotrotz, weder muss sich “Wurzelkraft” verstecken, noch ist die Nachspielvariante schlechter, ganz im Gegenteil. Mindestens ebenbürtig!


𝕱𝖆𝖟𝖎𝖙:

Da ich mich, zumindest offiziell, hauptsächlich und ausschließlich mit der musikalischen Leistung dieser Vollscheibe beschäftigen konnte, lass’ ich auch genau Diese in mein endgültiges Fazit einfließen.

Ich habe hier ein Werk hören dürfen, dass seiner Auslegung im “Raw Black Metal” absolut gerecht wird. Roh, dabei nicht stumpf oder zu primitiv, weder musikalisch noch inhaltlich. Vergleichbar mit “Bilskirnir” aber eine Spur roher. Technisch absolut versiert, der Klang kratzig aber nicht billig. Also nicht so, als hätte man es mit einem “Fisher Price”- Mikrofon aufgenommen (wobei das natürlich stilecht wäre). Kräftig, hasserfüllt und mit der notwendigen Abscheu versehen, wurden mir hier 32 Minuten feinster Untergrund geboten! Eine Empfehlung sollte hier mehr als deutlich heraus zu lesen sein.

Rezension: Todfeind
Bilder: Wurzelkraft