Im Gespräch mit Silberbach

 

Die sächsische Schwarzmetall Kapelle Silberbach dürfte einigen Leuten bereits bekannt sein, stehen die Herren doch für eigenständigen Black Metal aus deutschen Landen. Um Anhängern der Band und auch jenen, denen Silberbach bisher kein Begriff war, einen Einblick in das Schaffen dieses Duos zu gewähren, entschlossen wir uns ein Zwiegespräch zu führen, dessen Fragen sich Athanassius, seines Zeichens Gründungsmitglied, Sänger und Schlagzeuger der Kapelle, ohne Umschweife stellte. Was dabei herauskam erfahrt ihr im Folgenden!


Germanitas Othala:

Grüße Dich Athanassius, schön, dass Du Dich dafür entschieden hast unsere Fragen zu beantworten, um unseren Lesern einen tieferen Einblick in Dein Schaffen zu gewähren. Um Lesern denen Silberbach bis jetzt noch kein Begriff war einen Überblick zu verschaffen, erzähl uns doch bitte was es mit Silberbach auf sich hat und welche Ziele Du mit dieser Band verfolgst.

 

Athanassius:

Ave!

Ich habe SB im Jahre 1.996 gegründet, weil ich damals schon längst dem Black Metal und der darin entstehenden Atmosphäre verfallen war und das Erzgebirge, aus dem ich ursprünglich stamme, eine schier endlose Quelle an Inspiration darstellt.

Mit dem richtigen Mitstreiter wurde das Projekt geboren und wir begannen unsere Eindrücke und Ideen in Musik zu kleiden.

Mein Ziel ist es schlichtweg mich mit SB zu verwirklichen und das spiegelt sich in unseren Veröffentlichungen wieder.

Im Laufe der Jahre hat sich unsere Musik weiterentwickelt und wir ziehen unsere Inspiration aus den verschiedensten Dingen.

So kommen neue/andere Einflüsse in die Musik und daraus resultierend unterscheiden sich unsere Alben recht stark voneinander.

 

Germanitas Othala:

Silberbach existiert bereits seit 1996, kannst Du uns einen Einblick in die Geschichte Deiner Band geben und welche Erlebnisse die Band besonders geprägt haben?

 

Athanassius:

Da wir mit SB bis zum heutigen Tage nicht live spielen, gibt es kaum prägende Dinge zu berichten. Wir sind natürlich immer erfreut, wenn die Resonanzen auf unsere Veröffentlichungen positiv ausfallen.

Besonders ist es für mich dann, wenn wir neues Material aufgenommen haben und feststellen können dass es genau so geworden ist, wie wir es uns vorgestellt haben.

Ich habe im Laufe der Jahre mit einigen Klangschmieden zusammengearbeitet und kann mich nicht beklagen was die Absprachen oder die Qualität angeht.

 

 

Germanitas Othala:

Das letzte Album ,,A Prayer of Mass Destruction“ wird dieses Jahr bereits vier Jahre alt und stellte einen radikalen Schnitt im Schaffen Silberbachs dar. Der eigenständige aber dennoch klassische Stil der alten Alben, wich einem Neuen, vom okkulten Black Metal beeinflussten Stil, der aber nichts an Eigenständigkeit verloren hat.

Wie kam es zu diesen radikalen Schnitt und wie siehst Du dieses Album heute?

 

Athanassius:

“A Prayer…” ist für mich das bisher komplexeste Album.

Sicherlich ist ein wesentlicher Grund dafür das Kartharziss zu SB stieß und somit neue Möglichkeiten entstanden bzw. Einflüsse ihren Weg in die Musik fanden.

Ich habe das Thema Religion gewählt und man kann Parallelen zu allen Weltreligionen ziehen.

So spiegelt das Album auch musikalisch die Facetten der Religion wieder, von heuchlerisch über erlösend bis hin zum Fanatismus.

“A Prayer…”- ein Geschöpf welches zwischen Licht und Schatten pendelt.

Aus heutiger Sicht bin ich nach wie vor mit dem Album sehr zufrieden.

Ich denke, wir würden Kleinigkeiten heute anders verwirklichen, was aber eher das Klanggewand betrifft. Nicht zu vergessen ist, dass jedes Album eine Momentaufnahme darstellt und der Prozess in dem wir arbeiten sich stetig verändert.

“A Prayer Of Mass Destruction” ist vielschichtig, progressiv, aggresiv, atmosphärisch, düster und aufreibend zugleich und mit Kartharziss konnte ich mich austoben und einfach kreativ sein, Punkt.

 

Germanitas Othala:

Die Texte auf Eurem letzten Album stammten diesmal nicht von Dir, sondern wurden von einer Person namens Kenaz geschrieben. Wie kam es dazu, diesmal jemand anderen die Texte schreiben zu lassen, da diese auch konzeptionell einen gänzlich neuen Weg für Silberbach beschritten? Stammt die Idee für eine neue lyrische Ausrichtung Silberbachs von Dir und wurde während der Entstehung des Albums geboren und umgesetzt oder war der Gedanke bereits früher vorhanden und es fehlte lediglich jemand, der diese passend in Worte zu kleiden wusste?

 

Athanassius:

Kenaz ist seit vielen Jahren ein treuer Begleiter und hat viele Texte für mich geschrieben.

Beim letzten Album erhielt er Textfetzen und grobe Notizen und in Gesprächen schilderte ich ihm wo die Reise hingehen soll. Die Texte waren somit lange vor dem Album fertig, weil ich in dieser Phase auf der Suche nach einem Gitarristen war.

Ich schätze seine Art zu schreiben sehr und er weiß sehr schnell, Dinge in die richtigen Worte zu fassen.

Er wird also, mehr oder weniger, immer mal wieder auftauchen.

Eine neue lyrische Ausrichtung würde ich es nicht nennen. Unser kommendes Album wird wieder in eine ganz andere Kerbe schlagen.

 

Germanitas Othala:

,,A Prayer of Mass Destruction“ erschien dieses Jahr auf Vinyl über den Knochensack-Versand, den ersten 150 Exemplaren lag zusätzlich noch eine EP mit einem neuen, bisher unveröffentlichten Stück bei.

Wie kam es dazu die EP als Bonus für die Vinyl-Version eures Albums zu nehmen, anstelle diese separat zu veröffentlichen? Was erwartet den Hörer, wenn er dieses Stück hört.

 

Athanassius:

Ich bin sehr froh dass “A Prayer…” inzwischen auf Vinyl erschienen ist. Meiner Meinung nach ein Album was auf Vinyl gehört.

Es gab ein paar Probleme in der Entstehung der LP und wir waren uns nicht ganz sicher wie diese am Ende überhaupt veröffentlicht werden soll.

Aufgrund der Länge des Albums war eine DoLP klar aber eine Seite würde leer bleiben. Deshalb haben wir uns entschieden ein weiteres Stück, einen Kontrast zum Album aufzunehmen und haben es “A Glimpse In The Obsidian Abyss” getauft.

Ein sehr langes Stück was wie ein zäher Lavastrom daherkommt, von Monotonie geprägt und dennoch immer wieder Höhepunkte findet und in einem sehr melancholischen Finale gipfelt.

Zudem kam von Knochensack die Idee den ersten 150 Exemplaren das neue Stück als CD, einen Aufnäher und einen signierten Einleger zu spendieren.

Auch wenn viel Zeit ins Land gegangen ist bis die Vinyl Version erschienen ist. Wir sind dem Knochensack dankbar für die Unterstützung und der Verwirklichung der Tonträger.

Es ist ein starkes Bündel was da geschnürt wurde und die Qualität stimmt einfach.

 

 

Germanitas Othala:

Kommen wir zurück zur Band selbst. Silberbachs Geschichte ist gekennzeichnet durch diverse Besetzungswechsel, wobei Du die einzige Konstante darstellst. Daher stellt sich uns die Frage, wie ein Lied bei Dir entsteht. Klassisch im Proberaum, zusammen mit den anderen derzeitigen Bandmitgliedern, wird sich in regelmäßigen Abständen zusammengesetzt und jeder bringt seine Ideen mit und versucht diese in Einklang mit denen der anderen zu bringen oder lässt Du deinen Bandmitgliedern komplett freie Hand und entwickelst nur Deinen Teil am Schlagzeug und den Gesang passend dazu?

 

Athanassius:

Das ist richtig. SB hatte ein paar Besetzungswechsel.

Prinzipiell ist es so dass SB immer aus zwei Mitgliedern bestand. Die Ausnahme ist das Demo. Damals gab es einen Bassisten.

Ich selbst kann aber mit nur einem Mitstreiter am kreativsten arbeiten und so zieht sich das bis heute durch.

Im Proberaum entstehen bei uns niemals Lieder. Zu Beginn sprechen wir über die Vorstellungen des neuen Werkes. Kartharziss und ich sind gut aufeinander eingestimmt und somit kommen wir recht schnell auf einen Nenner.

Wenn es zur Probe kommt sind klare Strukturen eines Stückes vorhanden und wir arbeiten/feilen daran.

Kartharziss hat schon großen Spielraum, aber es wird kein Lied zum Ende kommen, wenn nicht beide damit zufrieden sind.

Durch die Besetzungswechsel kam durchaus frischer Wind in die Band. Das ist auch hörbar und für mich nie ein Schritt zurück gewesen.

 

Germanitas Othala:

Du als Kern der Band übernimmst nur das Schlagzeug und den Gesang bei Silberbach und man kann sicher auch sagen, dass Silberbach Deine Band ist. Da Du Dich garantiert auch selbst in der Musik ausleben und dieser dein Gesicht verleihen möchtest, fällt es Dir da nicht manchmal schwer den sehr prägenden Teil der Gitarren an andere abgeben zu müssen? Oft lässt sich das, was man mit der Musik ausdrücken möchte, schlecht beschreiben und andere können es dann nicht oder nur unvollständig umsetzen. Fandest Du Dich bereits in solchen Situationen wieder oder haben Du und Deine Bandmitglieder bisher so gut harmoniert, dass dies bisher noch nicht der Fall war?

 

Athanassius:

Silberbach besteht aus zwei Mitgliedern und nicht nur aus mir. Dinge ändern sich im Leben und Besetzungswechsel sind kaum vermeidbar.

Ich konnte mich immer in der Musik ausleben auch wenn ich keine Gitarre spiele.

Das Schlagzeug ist mein Instrument und das spiele ich leidenschaftlich. Zudem kann ich durchaus mit meinem Schlagwerk und dem Gesang Akzente setzen und gebe der Band so ein Gesicht.

Jeder von uns beiden macht was er kann und Gespräche sind natürlich auch vorteilhaft.

Ich habe mich also nie in der Situation befunden das Andere, Dinge nicht umsetzen konnten. Es gibt verschiedene Wege Ideen auszudrücken und sei es auf dem Flaschenhals zu pfeifen.

 

Germanitas Othala:

Mit Silberbach hast Du bereits auf einer Menge verschiedener Plattenfirmen veröffentlicht, dabei waren einige, die selbsternannten Moralaposteln inner- und außerhalb der Szene sauer aufstoßen werden.

Bist Du mit Silberbach oder einem anderen Projekt mit deiner Beteiligung, bereits ins Visier solcher Moralapostel geraten und musstest vielleicht sogar Repressionen in Kauf nehmen oder blieben Dir diese Spielchen als unpolitische Band erspart? Wie stehst Du außerdem zu Black Metal Bands die sich Ästhetiken und weltanschaulicher Inhalte vergangener politischer Bewegungen bedienen und diese in ihrer Musik verarbeiten?

 

Athanassius:

Diesbezüglich gab es nur einen Fall, indem nach der Zusage für eine EP der Deal geplatzt ist. Die Begründung lautete das sich eine Band der Plattenfirma, welche als Speerspitze betitelt wurde, die Zusammenarbeit beendet wenn Material von Silberbach veröffentlicht werde.

Ich denke das die Plattenfirma ihre Prioritäten klar darlegt und sich von auferlegten Strukturen leiten lässt. Das ist einfach nur erbärmlich.

Ansonsten wird SB gern im Weltnetz als NS Band betitelt, was wir so, weder in Musik noch Texten, kommunizieren.

Über was sich Leute in irgendwelchen Foren das Maul zerreisen interessiert mich einen Scheiß.

Wenn wir ehrlich sind war Black Metal noch nie, na sagen wir mal, anständig.

Prinzipiell habe ich rein gar nichts gegen Bands die ihre Inhalte politisch ausrichten.

Dennoch zähle ich mich zu einer Szene die inhaltlich die “klassischen” Themen behandelt. Texte mit rein satanischen Inhalten würden uns ebenso zu sehr einschränken.

 

Germanitas Othala:

Als langjähriger Musiker in der Black Metal Szene hast Du sicherlich so einiges in dieser mitbekommen und erlebt. Verglichen zu früher, was hat sich in der deutschen Szene zum Positiven gewendet und was zum Negativen? Außerdem, wie schätzt Du den deutschen Untergrund ein, gibt es noch Leute die mit vollstem Herzen den Black Metal unterstützen und leben, sei es nun als Band, Veranstalter, Label oder aber auch als Privatperson? Oder gibt es für Dich zum Großteil nur noch Leute, die sich selbsternannten Szenewächtern, den bereits erwähnten Moralaposteln und der „Political Correctness“ beugen?

 

Athanassius:

Was natürlich zu einer beachtlichen Veränderung führte ist das Weltnetz. Klar, für Plattenfirmen ist es wesentlich leichter geworden Bands zu bewerben oder die VÖs zu verkaufen. Selbst für den Konsumenten ist es sehr gut nutzbar um an Informationen zu gelangen oder Musik vorab zu hören.

Gleichzeitig ist jedoch die Musik jeglicher Bands als Download verfügbar und in diversen Foren wird sich, hinter einem Pseudonym, das Maul zerfetzt und die Moralaposteln betreiben ihre “Ihr seid alle Nazis” Kampagne aus der Ferne.

Es ist also Fluch und Segen zugleich.

Ich persönlich würde sogar sagen dass das Weltnetz einen Teil von dem, was die Black Metal Szene ausmacht, zerstört hat. Ich denke da an die Atmosphäre, einfach das “feeling” ist heute ein anderes. Selbst die Musik oder die Qualität an sich wurde anders geschätzt und bewertet als heute.

Tonträger via Bestellkarte, telefonisch oder über einen Kumpel zu beziehen und der Besuch im Plattenladen haben heute eher Seltenheitswert und gaben der Szene ein bestimmtes Flair.

Ich würde fast behaupten, dass sich sonst nicht viel geändert hat. Hetze wird betrieben, teilweise herrscht Missgunst und es werden nach wie vor Bootlegs vertrieben.

Heutzutage bekommt es der Szenegänger nur öffentlich im Netz serviert was “früher” eher verborgen blieb.

Der Untergrund ist nach wie vor sehr stark. Es gibt immer wieder Bands die mich überraschen und ansprechen. Ich bin immer auf der Suche nach Musik die mich spielerisch und textlich abholt.

Leute die sich auf irgend eine Art dem Black Metal verschrieben haben, wird es immer geben. Ich pflege einige gute Kontakte rund um den Globus und man tauscht sich aus.

Konzerte werden genügend veranstaltet und das ein oder andere Fanzine gibt es auch noch.

 

Germanitas Othala:

Kommen wir nun zur letzten und abschließenden Frage dieses Gespräches. Wenn Du die Möglichkeit hättest die Black Metal Szene nach Deinen Vorstellungen zu verändern, was würdest Du ändern, damit diese wieder an den Glanz alter Zeiten anknüpfen und diese vielleicht sogar übertreffen könnte?

 

Athanassius:

…dem Weltnetz den Rücken kehren, Veröffentlichungen nur auf Tape und Vinyl und ordentlich geführte/gestaltete Fanzines/Flyer wären doch mal ein Anfang.

 

Germanitas Othala:

Damit wären wir am Ende unseres Interviews angelangt, wir danken Dir für diese Möglichkeit, Deine ehrlichen Antworten und natürlich auch für Dein musikalischen Schaffen.

Die letzten Worte gehören voll und ganz Dir!

 

Athanassius:

Ich danke Euch für das Zwiegespräch und natürlich für die Albumbesprechung von

“A Prayer Of Mass Destruction”.

Ich danke auch allen Begleitern und Unterstützern Silberbachs über all die Jahre.

Im Moment arbeiten wir eifrig am neuen Album und werden uns nach der Fertigstellung nach einer Klangschmiede umsehen. Derzeit steht noch nicht fest wo es erscheinen wird.

Wenn jemand Interesse hat ein Angebot zu machen oder uns auf irgendeine Art und Weise kritisieren möchte, silberbach666@gmx.de, lautet die Adresse.

GLORIA DIABOLI

-Athanassius