Im Gespräch mit Meuchelmord
Meuchelmord ist eine “Einmann-Tonschmiede” aus Hannover, die seit nunmehr sieben Jahren ihr Unwesen treibt.
Wir ließen es uns nicht nehmen, Cernunnos zu Wort kommen zu lassen und stellten Ihm ein paar Fragen, die sicher auch jedem Hörer, das Gesamtprojekt etwas näher bringen werden.
Germanitas Othala:
Grüß Dich, schön das Du die Zeit gefunden hast, uns ein paar Fragen zu beantworten, die sicher jeden Leser interessieren dürften. Ohne große Umschweife, würde ich gerne mit Dir beginnen. Du bist bzw. warst in vier weiteren Musikprojekten am Werk, sind diese noch aktuell und wenn ja, welche?
Cernunnos:
Wenn man das noch ”aktiv” nennen kann wären das Kryptotype und Pesthammer. Alles weitere gehört der Vergangenheit an.
Germanitas Othala:
Meuchelmord wird von Dir, soweit wir das beurteilen können, völlig allein gestemmt, erzähl uns doch, wie es zur Entstehung, der Idee und vor allem zum gewählten Namen gekommen ist?!
Cernunnos:
Richtig. Meuchelmord mache ich alleine. Das war mein erstes Projekt, mein erstes musikalisches Schaffen. Ich habe viel probiert und es hat einige Zeit und Genres gedauert, bis ich zum heutigen Klang gekommen bin.
Entstanden ist das Ganze einfach aus dem Willen, Musik machen zu wollen. Ich war ein großer Fan von Eisregen, damals…als sie noch gut waren. Daher wollte ich zum Ersten, eben jene Musik machen – zwar nicht covern, aber in dem Eisregen-Stil eigene Musik schreiben. Das Ganze habe ich dann auf der Demo ‘Menschliche Abgründe’ festgehalten – eine Scheußlichkeit sondersgleichen. Da habe ich die Drums noch mit der Demo-Version von „Fruity Loops“ programmiert und die Gitarre mit meinem MP3-Spieler aufgenommen. Dennoch mein erstes, musikalisches Schaffen, weswegen ich da auch voll hinter stehe!
Bei der 2012er ‘Wo einst gezeichnet von Würde dein Bild’ habe ich dann wenigstens schon mal gepeilt, dass man den kleinen Roland Cube auch direkt in den Computer stöpseln kann – da waren dann die Gitarren zumindest schon mal reiner.
2013 kam dann ‘Im Einklang (…zwischen Gedeih und Verderb)’, da habe ich mich dann an etwas mehr Atmospheric-Kram versucht. UND an dem Dies Fyck-Cover ‘Dear Mr. Columbia (Hail Cocain)’. Das war eigentlich gar nicht mal so schlecht, für den Anfang.
Nach der Pause war dann etwas Depressive Black Metal an der Reihe und mit ‘Apathie’ 2015 kam dann der erste Labelvertrag bei Winterwolf Records, bei denen auch die Split mit Mavorim 2015 und die ‘Nostalgia’ 2016 als CD raus kam. Nach der ‘Nostalgia’ habe ich den Vertrag wieder gekündigt und habe seit dem alles alleine gemacht, so auch die Veröffentlichung von ‘Niedersachsen Schwarzmetall’.
Viel mehr gibt es zu der Entstehung und der Idee eigentlich nicht zu sagen.
Die Nameswahl war eigentlich willkürlich, ich habe zwar mal versucht da etwas rein zu interpretieren, allerdings ist da auch nichts Gescheites bei raus gekommen. Den Namen bei bestehenden Projekten ändern finde ich auch nicht gut, also bleibt er so. Mir gefällt er, auch ohne tief – und hintergründiges Geplänkel.
Germanitas Othala:
Zwischen 2013 und 2015 schien es, als hättest du eine Schaffenspause eingelegt, lag das an anderen Projekten oder gab es da eine künstlerische Auszeit?
Cernunnos:
In dieser Zeit war Funkstille und es war auch gar nicht so sicher, ob ich mit Meuchelmord wieder starte. Ende 2013 habe ich Agonie gegründet und später, auch drei wirklich gute Mitstreiter gefunden. Das Ganze hielt 2 Jahre, dann habe ich die Band verlassen und, sagen wir mal, ziemlich seltsamen, musikalischen Kram fabriziert. Daraus ist allerdings eine gute Freundschaft entstanden, also hat sich das gelohnt.
Germanitas Othala:
Du lässt thematisch einiges an menschlichen Abgründen, als auch persönliche Lebenserfahrungen einfließen, welchen Punkt im Leben, (wenn es da einen gab) hast du in welchem Titel besonders zum Ausdruck gebracht?
Cernunnos:
Außer auf der ‘Apathie’ habe ich keine meiner Texte veröffentlicht und das ist auch gut so. So versteht jeder das, was er verstehen will – oder eben auch nicht. In meinen Stücken geht es teilweise um persönliche Eindrücke, ich mache diese Musik nun mal hauptsächlich für mich und so sollte es generell auch sein. Ich kann aber nicht sagen ”Dieser Titel spiegelt diesen Punkt meines Lebens wieder”. Das wäre ein bisschen weit hergeholt.
Germanitas Othala:
Die letzte Platte „Niedersachsen Schwarzmetall“ deutet, allein von der Namensgebung, eine tiefe Verbindung zu Deiner Heimat an, liege ich mit der Vermutung richtig und wenn dem so ist: Was verbindet dich mit Niedersachsen, dass unbedingt ein Album danach benannt wurde?
Cernunnos:
Da liegst du richtig. In Niedersachsen bin ich aufgewachsen, Niedersachsen ist meine Heimat. Die Region, in der ich lebe, liegt mir sehr am Herzen, so auch ihre Geschichte. Auf ‘Niedersachsen Schwarzmetall’ geht es zum größten Teil um genau diese Geschichte, um Widukind, die Welfen, die Teufelskanzel, Sagen und Mythen. Diese Verbundenheit war der Anlass für mich, ein Album nach meinem Heimatland zu benennen und wahrscheinlich bin ich, weil dieses Album aus meinem tiefsten Inneren kommt, auch so zufrieden damit.
Germanitas Othala:
Du bist mit Meuchelmord aktuell und seit der Gründung unabhängig, möchtest Du dies auch weiterhin bleiben oder gibt es Pläne, zukünftig fest mit einem Label zusammen zu arbeiten?
Cernunnos:
Die Veröffentlichungen 2015 und 2016 kamen ja über Winterwolf Records raus und nach der ‘Apathie’ habe ich dort auch fest unterschrieben. Allerdings war ich da doch nicht so ganz glücklich mit. Man ist halt irgendwie immer im Zugzwang. Klar, ich musste mir keine Gedanken um irgendwelche Kosten machen. Wenn ich eine CD rau sbringen wollte, ging das ohne Weiteres. Allerdings ist man immer abhängig. Das war dann auch der Grund, weswegen ich den Vertrag wieder aufgelöst habe. Dann vergingen eineinhalb Jahre, bis ‘Niedersachsen Schwarzmetall’ rauskam, weil ich nicht mehr das Gefühl hatte, unter „Labeldruck“ zu stehen.
Ob ich in Zukunft wieder fest mit einem zusammenarbeite, will ich nicht ausschließen. Im Moment ist es aber sehr entspannend das zu tun, was ich will und vor allem wann ich will.
Germanitas Othala:
Nochmal zu Dir und Deinem Künstlernamen. Soweit ich informiert bin, ist Cernunnos der keltische Gott der Fruchtbarkeit, der aber gleichzeitig als „der Gehörnte“ dargestellt wird. Warum ausgerechnet Cernunnos und was verbindet Dich und vielleicht auch Meuchelmord mit der keltischen Mythologie?
Cernunnos:
Ich bin ein sehr naturverbundener Mensch. Cernunnos wird als Gottheit der Natur, als Herr der Tiere verehrt. Im Grunde bin ich Atheist, allerdings hat mich dieses – nennen wir es mal Fabelwesen – schon ziemlich fasziniert, sodass ich den Namen als Künstlernamen angenommen habe.
Germanitas Othala:
„Niedersachsen Schwarzmetall“ wurde ja dieses Jahr (2018) für die wartende Meute frei gegeben, wie ist die bisherige Resonanz ausgefallen und bist du mit dem Gesamtergebnis zufrieden?
Cernunnos:
“Niedersachsen Schwarzmetall” ist die erste Veröffentlichung, bei der ich sagen kann, dass ich 100%ig zufrieden damit bin! Das Digipack ist auf 50 Einheiten limitiert und nach 16 Tagen waren noch ganze 4 Exemplare übrig. Ich habe zudem durchweg positive Rückmeldungen bekommen, was mich natürlich auch freut. Aber selbst, wenn die Meute gesagt hätte, die Platte sei mehr als scheiße, wäre das für mich kein Problem gewesen. Ich bin das erste Mal komplett überzeugt von einer meiner Veröffentlichungen und das ist, worauf es ankommt. Mir zumindest.
Germanitas Othala:
Aktuell suchst Du einen live Musiker, gibt es da schon konkrete Vorstellungen, künftiger Auftritte?
Cernunnos:
Ich suche sogar eine ganze Truppe Live-Musiker. Das gestaltet sich aber eher schwierig, da Niedersachsen offenbar einen erheblichen Mangel an bandlosen Black Metal Musikern hat. Die Szene ist hier leider einfach weniger vertreten, als anderswo in Deutschland. Ich befürchte, ich muss den Umkreis noch ein wenig ausdehnen.
Die eine oder andere Anfrage für Auftritte gab es schon, was letztendlich auch der Anreiz für die Suche war. Ich habe mich immer ein wenig davor gescheut, mir andere Leute mit ins Boot zu holen, weil ich keine Lust habe, dass jeder seinen Senf zu dem Projekt dazu gibt. Daher suche ich auch lediglich Leute für Live – keine festen Mitglieder.
Ich habe auch schon darüber nachgedacht, wie ich es schaffe, das Ganze alleine anzustellen – allerdings ist mir dazu bisher keine Lösung eingefallen, wie das nicht lächerlich aussieht.
Germanitas Othala:
Kommen wir zu meiner persönlichen Lieblingsfrage, auch wenn die insbesondere bei Meuchelmord wohl selbsterklärend ist, dennoch: Wie siehst Du persönlich die aktuelle Entwicklung des Black Metal innerhalb Deutschlands? Zu viel politische Korrektheit, zu viel Einfluss von links, oben oder unten?
Cernunnos:
Natürlich kotzt es mich an, dass offenbar versucht wird die Szene umzukrempeln. ”Ich mache mir die Welt, so wie sie mir gefällt”. Man kann doch nicht sagen, man macht Black Metal gegen Alles, gegen Jeden – außer gegen die, denn das ist ‘ne Minderheit, außer gegen die, denn die sind wehrlos, außer gegen die, denn da war geschichtlich schon mal irgendwas…Schwachsinn! Entweder ganz oder gar nicht.
Blöder Weise lassen sich manche Bands einlullen, geben irgendwelche vagen Statements ab oder versuchen sich zu distanzieren und verraten ihre eigenen Prinzipien, sobald sie in die Mangel genommen werden. Und dann liefern sie genau das, was die Hetzer hören wollen. Anstatt einfach das zu machen, worauf man Lust hat, schmeißt man sich selber zum Fraß vor. Im Grunde wundere ich mich nicht, dass hier im Moment alles unterwandert wird – wer Angriffsfläche bietet kann verlieren. Und das passiert leider schneller, als einem lieb ist. Ein ”falsches” Wort und schon steckst du offensichtlich drin. Einen Titel von einer Band gecovert, die eben auf all dieses Gehabe scheißt, und schon wird man in Schubladen gesteckt. Ich habe ein gewisses Webzine nach einer Rezension für die ‘Niedersachsen Schwarzmetall’ gefragt und bin abgelehnt worden, weil ich das White Death-Cover gemacht habe. Ein Cover von einem Titel, der textlich urtypischer kaum sein kann. Und nur weil die Band White Death in Zitat: ”[…] offensichtlich fragwürdigen Kreisen verkehrt” wird eine Rezension meines Albums von Grund auf abgelehnt. Es stört mich nicht, dass mein Album nicht rezensiert wurde – der Grund ist das entscheidende. Da sieht man mal, wo es mit der Szene hin geht, nämlich da hin, dass man als Black Metal-Band nur noch Musik machen kann, die gesellschaftstauglich und von selbsternannten Moralaposteln abgesegnet ist – und genau das widerspricht allen Werten, für die der Schwarzmetall steht.
Germanitas Othala:
Was gibt es, sofern schon im Raum stehend, für Pläne rund um Meuchelmord?
Cernunnos:
Pläne ja, konkrete Verwirklichungszeiträume noch nicht. Ich wollte dieses Jahr noch mal neue Shirts in Angriff nehmen. Außerdem versuche ich noch eine Lösung für die Vinyl-Frage zu finden. Das sind wohl erst mal die Hauptsachen.
Germanitas Othala:
Zu guter Letzt, hast Du hier natürlich die Möglichkeit noch ein paar persönliche Worte loszuwerden. Wir bedanken uns für deine Zeit, deine Mühe und natürlich für deine musikalische Arbeit und freuen uns, auch weiterhin unterstützend für Meuchelmord tätig sein zu können.
Nun denn, der Abschluss gehöre Dir!
Cernunnos:
Besten Dank an B.M.G, für euer Interesse und eure Unterstützung. Haltet die Fahne hoch!
Abschließend sei an alle Leser, noch einmal hingewiesen, dass Meuchelmord aktuell auf der Suche nach Live-Musikern ist! Wer was weiß, jemanden kennt oder sich selbst für geeignet hält, meldet sich bei uns oder direkt bei Meuchelmord!