𝕴𝖒 𝕲𝖊𝖘𝖕𝖗𝖆𝖊𝖈𝖍 𝖒𝖎𝖙 𝕲𝖗𝖆𝖙𝖟𝖚𝖌!

13725124_1223005267712062_7241754062207122534_o

Im Rahmen einer neuen Artikelserie, werden wir uns mit einzelnen Bands und deren Schöpfern auseinandersetzen. Den Anfang machen wir heute mit Gratzug, einer süddeutschen Schwarzmetallkapelle, die seit einigen Jahren fester Bestandteil der regionalen Musikschmiede ist.

Denke ich an Gratzug, so fallen mir sofort die atmosphärischen Klangebenen ein, welche Mephistopheles uns regelmäßig mit seinem Projekt bietet.
Raue Gitarren, untermalt mit kreischendem Hassgesang und vor allem viel Atmosphäre!

Seit 5 Jahren erscheinen bereits regelmäßig Veröffentlichungen von Ihm.

2 Demos, 4 Vollalben, eine Compilation Teilnahme, sowie 2 EP’s und 2 Split Teilnahmen:
Diese nicht unbeeindruckende Diskografie scheint unaufhaltsam fortgeführt zu werden. Seit 2011 kamen jedes Jahr mindestens zwei Veröffentlichungen von oder mit Gratzug heraus (Vom laufenden Kalenderjahr 2016 einmal abgesehen, in dem bisher “nur” die Split mit dem italienischen Ein Mann Projekt INFAMOUS erschienen ist).

Doch was steckt dahinter? Ich hatte die Gelegenheit, ausführlich mit Mephistopheles darüber zu sprechen.

Beschäftigt man sich etwas mehr mit Gratzug, fällt auf, dass er viele seiner lyrischen Themen nicht nur frei erfindet oder sich von phantastischen Geschichten inspirieren lässt, sondern oftmals auf tatsächliche Ereignisse zurückgreift. Obwohl auch bei alten Überlieferungen kein hundert prozentiger Wahrheitsgehalt garantiert sein kann, finde ich diese Tatsache dennoch erwähnenswert.
Nicht jede Gruppe, nicht jeder Musiker macht sich die Mühe, in Büchern zu wälzen oder sich mit geschichtlichen Ereignissen zu befassen, um diese textlich verarbeiten zu können.

Doch kommen wir nun zu dem persönlichen Gespräch, welches ich mit Ihm letzte Woche führen konnte:

Germanitas Othala:

“Mephistopheles – wir hatten ja schon im Vorfeld dieses Interviews bereits oft miteinander gesprochen. Dennoch möchte ich für alle Leser noch einmal etwas zurückgreifen und mit einer klassischen Frage beginnen:

Berichtige mich bitte, falls ich falsch liegen sollte, aber du bist ja nun seit 2011 bereits mit deinem Projekt GRATZUG aktiv. Was hat dich angetrieben, dich ausgerechnet dem Black Metal zu widmen?”

Mephistopheles:

“Wenn man in irgendeiner Form ein oder mehrere Instrumente beherrscht und ein bisschen Ahnung von Musik hat, sowie diese bewusst hört, kommt denke ich jeder an den Punkt selbst irgendwann schöpferisch tätig zu werden. Ich habe viele Jahre Black Metal einfach nur gehört und nebenbei immer mal musikalisch was für mich ausprobiert.

Der Schritt zum tatsächlichen Beginn eines Projektes war eher spontan. Für mich ist Black Metal eines der wenigen Genres, in welchem man die Emotionen und Gedanken der Musiker greifen kann (zumindest wenn die Gabe vorhanden ist, diese authentisch auf den Hörer übertragen zu können). Somit war es an sich einfach interessant, wie sich letztendlich das Endprodukt anhört wird, wenn man versucht seine eigenen Gefühle und Gedanken in diese Art von Musik zu transportieren. Besonders bei Ein-Mann-Projekten ist es ja kaum möglich nicht eine persönliche Note in seinen Liedern zu hinterlassen.

Germanitas Othala:

“Da hast du sicher Recht. Ich bin sogar der Meinung, dass es kein Genre gibt, indem man besser Emotionen verarbeiten kann, als Black Metal – und seien wir einmal ehrlich: Gibt es eine persönlichere Note als wahre Emotionen? Ich denke nicht.

Gab es für dich Gruppen oder Projekte, welche dich besonders inspiriert haben?”

Mephistopheles:

“Es gibt Global gesehen in dieser riesigen Masse aus BM Bands und Projekten sicherlich viele nennenswerte Veröffentlichungen die mich beeindruckt und vielleicht auch Spuren hinterlassen haben. Der wichtigste Einfluss war für mich aber immer Lunar Aurora und Paysage d’ hiver. Früher auch Projekte wie Grabgesang, Vargsang / Totenreich, Huginn,…
Jedoch ziehe ich heute Inspiration und Ideen größtenteils aus anderen Genres.”

Germanitas Othala:

“Inspiration aus anderen Genres zu ziehen, ist immer effektiv, da stimme ich dir zu. Allerdings wird hier oftmals eine Grenze überschritten meiner Meinung nach, wenn zu viel vom inspirierenden Genre mit einfließt. Bei dir scheint das nicht der Fall zu sein.

Weil wir gerade von anderen Bands sprechen: Wie siehst du die aktuelle Entwicklung im Black Metal?”

Mephistopheles:

“Das kann ich nicht wirklich beurteilen, da ich, bis auf Kontakte zu verschiedenen Musikern, wenigen Hörern und Labels, nicht mehr viel mit dieser Szene zu tun habe. Es ist schön zu sehen, dass mittlerweile Bands größere Bekanntheit erreichen die es auch wirklich verdient haben und der Haufen an Neu-Gründungen von Schundgruppen, welche in den letzten Jahren die Szene mit unnötigen Veröffentlichungen überschwemmt haben langsam abzunehmen scheint. Grundsätzlich ist zu sagen, dass Länder wie Polen oder Finnland einem neuen Höhepunkt an qualitativen Veröffentlichungen entgegen setzen können. Deutschland kann bis auf wenige Projekte wie Alrakis, Sarkrista, Krater,(…) nur noch die alten Größen vorweisen, welche leider nach und nach abtreten.”

Germanitas Othala:

“Viele neue Gruppen oder Projekte schreiben sich ja “Political Correctness” auf die Fahne, um von vornherein in Ruhe gelassen zu werden. Passen für dich Black Metal und “Political Correctness” zusammen?”

Mephistopheles:

“Das ist ein ziemlich ermüdendes Thema, welchem denke ich auch viel zu viel Beachtung entgegen gebracht wird.
Außenstehende werden sich immer über Dinge aufregen, welche nicht mit dem heute akzeptierten und geduldeten System konform gehen. Leider leiden darunter meist die Konzertveranstalter, welche kaum noch ein anständiges Line Up zusammenstellen können, ohne sofort Attacken von politisch aktiven Grüppchen ausgesetzt zu sein.
Solange man merkt , dass die Musik authentisch, ernsthaft und mit Überzeugung geschaffen wurde, sehe ich kein Problem darin den Künstler zu hören und zu unterstützen. Egal welcher politischen Gesinnung der Musiker anhängt.
Selbst sehe ich mich nicht in der Situation irgendwem meine Überzeugungen aufdrücken zu müssen, da es einfach niemanden etwas angeht. Politik spielt musikalisch für mich gar keine Rolle und wird auch nie bei Gratzug Platz finden. Jeder wie er mag…”

Germanitas Othala:

“Da du ja ohnehin der Meinung bist, dass dem Thema zu viel Aufmerksamkeit entgegen gebracht wird, setzen wir das jetzt gleich mal in die Tat um und gehen weg vom Drumherum und zurück zu deiner Arbeit als Musiker:
Wie kann man sich als Außenstehender deine Arbeitsweise vorstellen – hast du eine spezielle Herangehensweise, oder schreibst und nimmst du spontan auf?”

Mephistopheles:

“Meine Musik entsteht so wie bei fast jedem nehme ich mal an – hinsetzen und einfach spielen. Die ersten Ideen entstehen meistens auf der Gitarre oder dem Klavier. Sobald genügend zusammenhängendes Material gesammelt ist nehme ich nach und nach auf. Früher mit noch etwas größerem Aufwand, da ich z.B. das Schlagzeug in Paris aufgenommen habe und Session Bassisten mitgewirkt haben.
Für die kommenden Veröffentlichungen wird es zum ersten mal einen Gast – Schlagzeuger geben.”

Germanitas Othala:

“Das wusste ich bisher gar nicht. Wie kam es denn zu dem Umstand das Schlagzeug ausgerechnet in Paris aufzunehmen?”

Mephistopheles:

“Macabre von Moonreich und Mortis Mutilati war damals noch mein Session Bassist. Er wohnt in Paris. Neben der Möglichkeit den Bass dort aufnehmen zu lassen, konnte ich gleichzeitig auch das Schlagzeug fertigstellen und somit, zu jeder nötigen Veröffentlichung, ein paar Wochen dort verbringen.”

Germanitas Othala:

“Das ist natürlich eine großartige Abwechslung, welche sicher auch deine Kreativität beeinflusst hat nehme ich an. Ein Punkt, der vor allem für Jene interessant sein dürfte, die bisher noch nichts von dir gehört haben, wäre noch die Frage nach den lyrischen Themen, die deine bisherigen Texte umfassen. Kannst du unseren Lesern dazu etwas erzählen?”

Mephistopheles:

“Die Texte sind von der Grundthematik hauptsächlich metaphorische Darstellungen von eigenen Erlebnissen und Gedanken – also doch sehr privat. Nacht, Berge, Wälder, Mond, Mystik und Dunkelheit spielen eine große Rolle. Des weiteren finden viele düstere Sagen, Mythen und historischen Geschehnisse der bayrischen Bergregionen ihren Weg in meine Texte. Das nächste Album namens “V:Meyster” wird die Thematik der Hexen in Bayern und der damit verbundenen Hexenverfolgungen aufgreifen.”

13710569_10207820737853578_3406238794217198114_o

Germanitas Othala:

“Ja, ich habe schon festgestellt, dass du des Öfteren Sagen oder Mythen lyrisch verarbeitet hast.

Kannst du uns sonst schon etwas mehr zu deinem kommenden Album erzählen? Wird sich musikalisch etwas verändern und gibt es schon einen Veröffentlichungszeitraum mit dem wir rechnen können?

Mephistopheles:

“Der Fokus des Albums liegt extrem auf den Melodien der Gitarren. Die Musik übernimmt den wichtigsten Teil und ist auch so strukturiert und komponiert, dass sie allein schon fast wie ein Soundtrack für einen Film fungiert. Der Hörer soll von der ersten Note bis zur letzten Bilder im Kopf haben, welche die Stimmung wieder spiegeln, die letztendlich dann auch von den Texten und der Stimme wiedergegeben werden.

Ich hoffe natürlich, dass das Album auch für die Hörer einen weiteren Entwicklungsschritt und eine Bereicherung für das Genre darstellt. Ich bin mit jedem verwendeten Riff sehr zufrieden und denke, dass es ebenso für einige Leute genau das ist, was sie an Atmosphäre und Melodien im Black Metal suchen.

Veröffentlichung des Albums ist für Herbst / Winter 2016 geplant und wie immer kann man von einem hochwertigen Endprodukt des Labels Hammerbund ausgehen.”

Germanitas Othala:

“Davon bin ich – auch nachdem, was du mir bereits vorgespielt hast, überzeugt! Ich bedanke mich für das interessante Gespräch, deine Offenheit und wünsche dir viel Erfolg für deine zukünftigen Veröffentlichungen!”